Alles steht! Pendler bleiben zuhause, die Feuerwehr Timmendorfer Strand verkündet #STRANDPAUSE
Freie Fahrt für nicht mehr ganz so freie Bürger, – ein kleiner Virus bremst uns und die Welt aus und hinterläßt seine Spuren …
Es ist schon seltsam, dass gesellschaftliche, politische und kulturelle Leben ist quasi fast zum Erliegen gekommen.
Wir als Software-Hersteller, IT- Kellerkinder mit Bäckerbräune, sind es gewohnt mit Videokonfernzen und Collaboration-Tools über die Distanz zusammen zu arbeiten. Unsere Kunden jedoch – Zeitungsverlage und Medienunternehmen – trifft es ebenso schwer wie andere Branchen.
Die Medien werden nur noch von einem Thema beherrscht, kein Sport, keine Konzerte, keine lokalen politischen Sitzungen oder Diskussionen über dies und das. Aber auch kaum noch Werbung, kaum noch Beilagen, kaum noch Erlösquellen. Kurzarbeit und Veränderungen in der Ausgabenstruktur halten die Akteure und auch uns mit Projekten und Hilfestellungen auf Trab.
Wenn man auf die Strassen schaut, könnte man es denken. Es sieht aus wie vor 25 Jahren, als die Autobahn A1 zwischen Hamburg und Lübeck 3 spurig ausgebaut wurde. – Es ist Verkehr, aber viel, viel weniger, es gibt Baustellen auf der Strecke, aber es gibt kaum Staus oder Stress. Die Verkehrsdichte hat wirklich stark abgenommen. Also Gaaaas (aber nur da, wo´s erlaubt ist!), freie Fahrt. Und es verleitet wirklich, die Hochvoltzellen vom Plugin Hybrid sind schon auf dem Weg von Stockelsdorf nach Hamburg vor Bad Oldesloe leer.
Aber wie sieht es außerhalb von Stockelsdorf aus, in Hamburg, in den Malls, wir sind ja alle diszipliniert in der Isolation (und das ist auch gut und wichtig). #stay@home #WirBleibenZuhause sind die aktuellen Hashtags.
Genauso wie bei uns.
Alles was nicht wirklich wichtig ist, hat geschlossen, ein paar Senioren schlendern verloren durch die Mall, um sich die Zeit zu vertreiben (viele kopfschüttelnd und sichtlich bewegt).
Und wer sich fragt, warum ich nicht selber zu Hause bleibe, sondern nach Hamburg ins Büro fahre, hier die Erklärung:
Das Büro ist leer, alle Mitarbeiter sind zu Hause, aber der Briefkasten wird trotzdem gefüllt. Es kommen Steuerbescheide und Rechnungen rein, es müssen Gehälter gezahlt werden, es muss die Infrastruktur am Laufen gehalten werden. (Es ist verrückt aber ein Brandbrief des Immobilienbetreibers fordert zum Wasserverbrauch und betätigen der Toilettenspülung auf, damit die Gebäude-Infrastruktur keine Schäden davon trägt – Dafür gibt es noch keine APP.)
Zusätzlich ist der Geräuschpegel in der vormals belebten Hamburger Straße trotz Baustelle auch geringer als in manchem Quartier in Stockelsdorf.
Videokonferenzen, während in der Nachbarschaft ein Baum gefällt wird, ein Gartenhaus gebaut oder der Rasen gemäht wird, sind nicht einfach. Dazu kommt, wer nicht gerade auf einem unserer gut ausgebauten Dorfschaften wohnt, gerät trotz Maximum an Bandbreite auf einer 2-Draht-Leitung schnell an seine Grenzen. Die 100 Mbit zu Hause sind halt nicht mit der Glasfaserleitung im Büro vergleichbar, schon gar nicht, wenn größere Datenmengen bewegt werden müssen.
Wenn jemand tagsüber HomeOffice im Garten mit der Kettensäge macht, denkt bitte an die anderen, den Nachbarn gegenüber, auf der anderen Straßenseite, hinter Euch, auch dort lebt vielleicht ein LKW-Fahrer, Krankenschwester, Arzt, Polizist oder Feuerwehrmann, der gerade aus der Nachtschicht kommt und für die Gemeinschaft weiter seinen Dienst versieht.
Viele arbeiten sehr fleißig unter stark erschwerten Bedingungen. Kinder, Haushalt, Heimarbeitsplatz, Schularbeiten und vieles mehr sind Belastungen, die zehren. Trotzdem müssen sie gewuppt werden und das manchmal von allen gleichzeitig auf engem Raum.
Den Einheimischen in den Küstenorten fällt es ganz besonders auf, dass sie dieser Tage ihre Orte und Strände noch für sich haben. Gähnende Leere, wo sich um diese Zeit schon Touristen tummeln.
Bleiben Sie zuhause! Wird in Timmendorfer Strand am Samstag Vormittag von der Feuerwehr in den Wohngebieten verkündet.
Die wirtschaftlichen Schäden werden immens sein, 160.000 Soforthilfen wurden bereits beantragt, Bayern und NRW sind ganz vorn, wir Hamburger Unternehmen sind noch aussen vor.
Aber auch die Veränderungen in der Gesellschaft werden nachhaltig sein, die Beschleunigung der Digitalisierung und des Netzausbaus, bekommen nun einen anderen Stellenwert.
Die persönlichen Erfahrungen: Hey, das funktioniert ja eigentlich recht gut mit digitaler Zusammenarbeit und Home-Office, das läßt sich nun nicht mehr zurückdrehen und das ist auch gut so.