Zu wenig deutsche Erntehelfer

Für die Massenproduktion auf den Feldern müssen zwangsläufig auswärtige Erntehelfer eingesetzt werden. Es gibt zu wenig Deutsche, die freiwillig helfen würden.

Bei der Ernte, jetzt vor allem bei der Spargelernte, geht es um Zeit und letztendlich um Geld. Auf Plattformen konnten sich Freiwillige als Erntehelfer melden, um z. B. während der Kurzarbeit doch noch ein paar Euro dazu zu verdienen. Aber es sind nicht genug und dadurch, dass sie diese Tätigkeit oftmals zum ersten Mal ausüben, geht es anfangs noch langsam voran. Das kommt den Bauer teuer zu stehen. Ja, Spargel stechen ist nicht einfach und schon bald schmerzt der Rücken. Wer diese Handgriffe jedes Jahr verrichtet, der kennt sich aus und wird dadurch schneller. Und würde das Kilo Spargel 22 Euro kosten, würde ihn doch niemand kaufen, oder?

Aber auch für Pflanzarbeiten unter anderem für Salate, Kohl und viele andere Gemüsearten werden Helfer dringend benötigt. Da die Mehrzahl der Menschen immer noch nach den am billigsten angebotenen Waren Ausschau hält, würden für sie deutsche Produkte ohne die Hilfe auswärtiger Erntehelfer gar nicht mehr in die Tüte kommen, denn es könnte gar nicht so viel pro Tag geerntet werden. Dadurch würde der Preis für diese Produkte steigen, während Produkte aus Israel oder Ägypten viel billiger angeboten werden können.

Also hatten in der vergangenen Woche Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) deshalb die Einreiseregelungen für Erntehelfer gelockert. Unter strengen hygienischen Auflagen dürfen sie per Flugzeug aus dem EU-Ausland einreisen. Im April und Mai dürfen jeweils 20.000 Personen nach Deutschland kommen, weitere 20.000, die schon vor dem 25. März in Deutschland waren, dürfen länger bleiben. Auch die rumänische Regierung gab am Wochenende grünes Licht für die Ausreise von Erntehelfern nach Deutschland.Sobald die Arbeitskräfte in Deutschland eingetroffen sind, müssen sie in den ersten 14 Tagen getrennt von den anderen Beschäftigten leben und dürfen das Betriebsgelände nicht verlassen. Auch bei der Unterbringung gelten strenge Regeln: Zimmer dürfen nur mit halber Kapazität belegt werden, Besucher sind auf den Betriebsgeländen verboten. Wäsche und Geschirr müssen bei mindestens 60 Grad gereinigt werden. Bei der Feldarbeit muss der Mindestabstand von 1,50 Meter zueinander eingehalten werden.

Klar stößt das bei einigen auf Unverständnis und schürt böse Kommentare („alles nur wegen des Profits“,…), aber mal Hand auf´s Herz: Wer hat sich, statt sich im Garten zu tummeln oder zu Hause rumzuhängen, als Erntehelfer zur Verfügung gestellt? Wer ist gewillt, acht Stunden auf dem Feld zu hocken / stehe / knien, um körperlich schwere Arbeit für den Mindeslohn zu verrichten? Letztendlich sind wir doch froh, dass andere diese Arbeit verrichten. Dann sollen sie doch mit dem hier verdienten Geld ihre Familie in Rumänien durchfüttern und sich dort ein Haus bauen. Die EU macht es möglich und unser Verhalten als Verbraucher auch. Was würden wir denn machen, wenn die deutschen Erntehelfer sich in der Gewerkschaft organisieren, diese 17 Euro die Stunde fordert, aber der Verbraucher dann lieber den Spargel aus Ungarn kauft, weil er billiger ist? Damit wäre nichts gewonnen. Also brauchen wir sie, damit auch Oma Frieda sich mit ihrer knappen Rente ein bisschen Spargel leisten kann.

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