Nicht erst Täter werden

Das Zentrum für Integrative Psychotherapie (ZIP) in Kiel bietet Menschen mit pädophilen Neigungen Schleswig-Holstein weit eine kostenlose anonyme Therapie an.

Damit möglichst viele Betroffene erreicht werden können, will das ZIP sein Angebot mit der Kampagne “Kein Täter werden in Schleswig-Holstein” in der Öffentlichkeit bekannter machen. Den aktuellen Stand des Projekts stellte Justizminister Claus Christian Claussen gemeinsam mit dem Projektkoordinator des ZIP, Prof.Dr. Christian Huchzermeier vor. “Wir wollen mit unserem gut aufgestellten Präventionsprojekt dazu beitragen, dass es erst gar nicht zu sexuellen Übergriffen auf Kinder kommt. Der beste Schutz vor Kindesmissbrauch ist und bleibt die Prävention”, sagte Claussen.

Therapie soll Übergriffe verhindern

“Wir gehen davon aus, dass in Schleswig-Holstein etwa 7.000 Männer mit pädophilen Neigungen leben”, erklärte der Minister. Das ließe sich durch nationale und internationale Befragungen bezogen auf sexuelle Fantasien im Umgang mit Kindern schließen. “Es gilt, diesen Menschen eine Anlaufstelle zu bieten und sie dabei zu unterstützen, mit ihren Neigungen zu leben – ohne sie auszuleben”, sagte Claussen. Dabei soll das Therapieangebot des ZIP unterstützen.

“Das Angebot richtet sich an die Gruppe von Männern, die ihre pädophile Veranlagung selbst als problematisch empfinden und daran leiden. Wir unterstützen diese Männer in der Therapie dabei, Risiko-Situationen zu erkennen und verantwortlich mit der pädophilen Neigung umzugehen – mit dem Ziel, sexuelle Übergriffe auf Kinder zu verhindern”, erklärte Prof. Huchzermeier.

Justizministerium fördert die Kampagne

Das Justizministerium unterstützt die Öffentlichkeits-Kampagne des ZIP mit 75.000 Euro. “Damit helfen wir den Betroffenen. Vor allem aber schützen wir damit unsere Kinder”, betonte der Justizminister.

Hilfe online und offline

Im Mittelpunkt der Kampagne steht die Internetseite www.kein-taeter-werden.sh des ZIP. Dort finden sich Informationen für Menschen mit pädophilen Neigungen und es werden anonyme Therapiemöglichkeiten eröffnet. Ein Online-Fragebogen ermöglicht es Betroffenen, eine erste Einschätzung über mögliche pädophile Neigungen zu erhalten. In Corona-Zeiten hat sich zudem die vom ZIP angebotene Telemedizin bewährt. On- und offline geschaltete Anzeigen, Plakate und ein Kinospot sollen auf die Internetseite und das Therapieangebot aufmerksam machen. In Arztpraxen, Beratungsstellen und öffentlichen Einrichtungen liegen Informationsmaterialien aus. 

Kiel ist Teil des Präventionsnetzwerkes

Der Kieler Standort zur Prävention wurde 2009 eröffnet und ist Gründungsmitglied des seit 2011 bestehenden bundesweiten Präventionsnetzwerkes “Kein Täter werden”. Zu dem Netzwerk gehören zwölf Standorte. In Kiel haben bislang 435 Betroffene Hilfe gesucht. Die Behandlungskosten werden von den Krankenkassen übernommen.

Quelle: JuMi SH

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