Die Gemeinnützige Sparkassenstiftung stellt Jahresbericht 2020 vor
Das Corona-Virus hat dramatische Auswirkungen auf das soziale und kulturelle Leben. Viele gemeinnützige Organisationen und Einrichtungen in Lübeck sind davon unmittelbar betroffen. Im Berichtsjahr 2020 hat die Stiftung 96 gemeinnützige Initiativen in der Region finanziell abgesichert und als verlässlicher Partner durch die Krise begleitet.
Dafür wurden 1,24 Millionen Euro bereitgestellt. In einem Pressegespräch stellte der Vorstandsvorsitzende, Wolfgang Pötschke, gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen, Frank Schumacher und Titus Jochen Heldt, den Stiftungsbericht 2020 vor.
Auch die Gemeinnützige Sparkassenstiftung stellt das Corona-Virus seit mehr als einem Jahr vor ganz neue Herausforderungen. In vielen Förderprojekten waren kurzfristige Änderungen nötig. Die Stiftung hat schnell und unbürokratisch reagiert, indem sie Förderzusagen flexibel angepasst, Zeiträume erweitert oder individuelle Lösungen gesucht und realisiert hat. Dennoch konnten trotz aller Bemühungen insbesondere Veranstaltungen im Themenfeld Kunst und Kultur sowie Sport nicht umgesetzt werden. In Summe wurden im zurückliegenden Jahr 134 Förderanträge bei der Stiftung eingereicht, von denen rund 72 Prozent bewilligt wurden. Damit unterstützte die Stiftung seit ihrer Gründung insgesamt 2.613 gemeinnützige Projekte in der Hansestadt Lübeck mit rund 40 Millionen Euro.
Bildung und Erziehung
Die Gemeinnützige Sparkassenstiftung setzt sich für ein chancengerechtes Bildungswesen in Lübeck ein. Dafür hat sie sich langfristigen Engagements verschrieben, die das Ziel haben, Kinder und Jugendliche – egal welcher Herkunft – zu mündigen und verantwortungsvollen Persönlichkeiten auszubilden. Die Kita- und Schulschließungen trafen gerade Kinder aus sozial und finanziell benachteiligten Familien besonders schwer. Beengte Wohnverhältnisse und fehlende digitale Ausstattung zur Teilnahme am Fernunterricht sind nur zwei Beispiele für die Probleme, von denen unsere Projektpartner vor Ort berichten. Mit dem Wegfall des kostenlosen Mittagessens in den Kitas und Schulen stellte sich die Frage, wie Eltern ihre Kin-der versorgen können, wenn Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit drohen. Ein weiteres Problem: Ohne soziale Kontakte fehlen Ansprechpersonen, um Hilfe bei Vernachlässigung oder Gewalt zu erhalten. „Im Krisenjahr 2020 wurden wir mit all diesen Themen konfrontiert. Es zeigt sich: Schwere Zeiten machen die Förderung von gemeinnützigen Bildungsinitiativen wichtiger denn je“, so Pötschke.
Obwohl in vielen Bereichen ein Umdenken und Konzeptanpassungen nötig waren, wurde im vergangenen Jahr rund 35 Prozent der Jahresfördersumme für die Förderung der Bildung und Erziehung sowie der Studentenhilfe bewilligt. Das Geld floss unter anderem in verschiedene Kindertageseinrichtungen, die aus der Not eine Tugend machten und die Zeit während des Lockdowns für die Neugestaltung ihrer Außenspielgelände nutzten. Insgesamt 84.000 Euro flossen zudem in das stiftungseigene Projekt KOMPASS, ein Mentorenprogramm, das Schüler:innen von fünf Lübecker Gemeinschaftsschulen auf ihren ersten Schulabschluss vor-bereitet und in Kooperation mit der Musikhochschule Lübeck seit 2017 umgesetzt wird. Um die Verbindung zwischen den Mentor:innen und ihre Mentees aufrechtzuerhalten, investierte die Stiftung in Laptops und baute zudem den Kontakt zum Psychologie- Netzwerk „Dare2Care“ auf.
Lebendige Gesellschaft
Die Menschen und ihr soziales Miteinander stehen im Mittelpunkt des Handelns der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung. Um die Lübecker Tradition des bürgerschaftlichen Engagements zu bewahren, unterstützt die Stiftung gezielt Projekte, die den sozialen Zusammenhalt in der Region stärken. Die vergangenen Monate haben gezeigt, wie verwundbar unser gewohntes Zusammenleben ist. Trotz der Einschränkungen sind hervorragende Initiativen und kreative Ideen zum Wohle der Gesellschaft entstanden.
Das Projekt „Generationsbrücke Lübeck“ bringt beispielsweise Kita-Kinder und Senior:innen durch feste Partnerschaften und regelmäßige Treffen zusammen. Zum Schutz der älteren Menschen konnte das Projekt nicht wie gewohnt fortgeführt werden. Die Kinder und Mitarbeiter aus sechs verschiedenen Kitas gaben sich jedoch große Mühe, um ihren Tandem-Part-ner:innen eine Freude in ihrem Alltag zu bereiten – ob mit bemalter Postkarte, gebastelter Frühjahrsdekoration oder einem Besuch im Garten mit Gesang.
Auch für unsere Stifterin, die Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit, kurz DIE GEMEINNÜTZIGE, war 2020 kein einfaches Jahr. Mit der Corona-Verordnung der Landesregie-rung wurde am 15. März 2020 die Schließung sämtlicher Einrichtungen bekanntgegeben. Es folgte die Umstellung auf Online-Unterricht, Entwicklung neuer Formate oder ein Herunterfahren der Angebote auf das Machbare. Gleichwohl gibt es aber auch Einrichtungen wie das Kolosseum, die von den Einschränkungen stark betroffen sind, da sie unter erheblichen Einnahmeausfällen leiden. Die Gemeinnützige Sparkassenstiftung hat die GEMEINNÜTZIGE auch im vergangenen Jahr mit einer Förderung in Höhe von 400.000 Euro bedacht. Die Jahreszuwendung ist damit die höchste Einzelförderung der Stiftung im Jahr 2020. „Wir sind beeindruckt von dem außerordentlichen Engagement und dem Durchhaltevermögen unserer Projektpartner, geplante Maßnahmen im Rahmen der Möglichkeiten trotz allem umzusetzen. Es ist erstaunlich, was im gemeinnützigen Sektor Lübecks trotz der Umstände im Großen wie im Kleinen möglich war“, so Pötschke.
Kultur trotz Corona
Von den Auswirkungen der Corona-Pandemie sind auch Kulturschaffende und Künstler:innen stark betroffen. Museen und Theater waren für das Publikum monatelang nicht zugänglich und auch Gottesdienste und diverse Veranstaltungen mussten abgesagt werden. Doch auch hier herrschte im Hintergrund kein Stillstand: Neue Ausstellungen wurden vorbereitet, digitale Formate entwickelt oder die Zeit für Instandsetzungen genutzt. Insgesamt stellte die Gemeinnützige Sparkassenstiftung 330.585 Euro im Jahr 2020 für die Förderzwecke Kunst und Kultur sowie Kirche und Denkmalpflege in der Region bereit.
Der Erhalt des kulturellen Erbes war im zurückliegenden Jahr vor allem im Freien möglich – oder digital. In Groß Pampau beispielsweise förderte ein ehrenamtliches Grabungsteam sensationelle archäologische Funde aus der Urzeit zu Tage, die künftig im Museum für Natur und Umwelt zu sehen sein werden. Über virtuelle Kanäle haben die Kulturschaffenden auf eindrucksvolle Weise Wege gefunden, um Lübeck ununterbrochen mit Konzerten, Lesungen oder Ausstellungen zu versorgen und trotz Kontaktbeschränkungen mit dem Publikum in Verbindung zu bleiben.
Aus der Stiftung
Um den derzeitigen Herausforderungen bewusst etwas Positives entgegenzusetzen, hat die Gemeinnützige Sparkassenstiftung im Oktober 2020 ein neues operatives Projekt für mehr Bürgerbeteiligung ins Leben gerufen: Junge Lübecker:innen waren dazu aufgerufen, sich für die Kinder- und Jugendjury zu bewerben. „Kinder und Jugendliche sind in ihrem normalen Alltag stark eingeschränkt, deshalb sind sie jetzt an der Reihe. Als Mitglied der Jury bekommen die Kinder die Möglichkeit, sich an der Gestaltung ihres Umfeldes zu beteiligen und die Interessen ihrer Generation zu vertreten. Schließlich wissen sie am besten, welche Angebote Kinder und Jugendliche vor Ort brauchen“, erklärt Pötschke.
Das letzte Jahr hat gezeigt: Die Digitalisierung ist unumkehrbar und nicht aufzuhalten. Auch die Gemeinnützige Sparkassenstiftung wird ihre Verwaltung in das digitale Zeitalter führen. Mit der Integration einer Stiftungssoftware werden analoge Prozesse künftig digitalisiert und auch Förderanträge können schon bald über ein Formular auf der Webseite der Stiftung eingereicht werden.
Abschließend blickt der Stiftungsvorstand positiv in die Zukunft: „Führt man sich einmal vor Augen, wie viele Lübecker:innen sich ehrenamtlich engagieren und sich um das Wohl ihrer Mitmenschen kümmern, wie viele Vereine und gemeinnützige Organisationen wichtige Arbeit in ihrem Umfeld leisten, dann wird schnell klar: Wir haben wirklich allen Grund dazu, optimistisch zu bleiben.“