Erweitertes Beratungsangebot für sexuell übertragbarer Infektionen und HIV in Lübeck
Die Beratungsstelle für sexuell übertragbare Infektionen und HIV im Gesundheitsamt Lübeck ist Anfang Mai in neue Räumlichkeiten umgezogen: Ab sofort bieten die Mitarbeitenden anonyme Beratungen und Untersuchungen zu HIV, Syphilis, Hepatitis B und C sowie zu Chlamydien und Gonokokken in der Sophienstraße 19-21 im ersten Obergeschoss (Zugang über den Innenhof) an.
Neben dem Raumprogramm wurde auch das Team der Beratungsstelle erweitert: Statt bisher zwei Beraterinnen erwarten die Besuchenden nun zwei Ärztinnen sowie eine Sozialpädagogin und eine Medizinische Fachanagestellte in moderner und vor allem diskreter Atmosphäre.
„Die Stadt kann ihrem im Infektionsschutzgesetz festgelegten Auftrag durch das erweiterte Angebot nun noch besser gerecht werden. Niedrigschwellige, leicht erreichbare und anonyme Angebote sind für die Menschen und insbesondere für gefährdete Personen mit erschwertem Zugang zu medizinischer Versorgung wichtig“, erläutert Sozialsenator Sven Schindler. Die neuen Räume bieten durch ihre eigene Einheit die gewünschte Anonymität. Durch die personelle Verstärkung können Besuche wieder aufgenommen und Aufgaben des Infektionsschutzes im Bereich der Hepatitis B- und C-Beratung sowie -Testung und wenn gewünscht Impfung übernommen werden.
Die Beratungen stehen allen, insbesondere Personen mit erhöhtem Gefährdungsrisiko wie Männern, die Sex mit Männern haben (MSM) oder female sexworkers (FSW), kostenfrei zur Verfügung. Auf Wunsch werden im Anschluss an die Beratung eine kostengünstige Testung sowie gegebenenfalls eine Impfung gegen Hepatitis A oder B neben den bekannten Standardimpfungen angeboten.
„Ziel ist es, eine Weiterverbreitung sexuell übertragbarer Infektionen zu verhindern und gleichzeitig infizierten Personen durch eine frühzeitige Diagnose zu einer schnellstmöglichen Behandlung zu verhelfen“, erläutert Dr. Silke Woelken-Weckmüller, Ärztin im Team, das Konzept. „Dabei ist vor allem die Anonymität von großer Bedeutung, denn nach wie vor ist dieses Thema in der Gesellschaft nicht etabliert.“ Problematisch ist dies vor allem, da diese Infektionen aufgrund der nur selten auftretenden Beschwerden lange unentdeckt bleiben können. „Eine vorsorgliche Testung, auch schon beim kleinsten Verdacht, ist deshalb ein wichtiger präventiver Baustein für die Gesunderhaltung und kann Langzeitfolgen verhindern“, ergänzt Dr. Kerstin Schnelle, die zweite Ärztin im Team. „Wir wissen, dass immer noch ein hoher Aufklärungsbedarf zu sexuell übertragbaren Infektionen besteht und helfen durch die Möglichkeit der Anonymität, dass sich Bürger:innen vertrauensvoll an uns wenden. Eine vorurteilsfreie und wertschätzende Beratung ist dabei für uns selbstverständlich.“
Die Mitarbeitenden der Beratungsstelle können auf eine langjährige Erfahrung aufbauen: Bereits seit 1988 werden die anonymen Beratungen und Testungen angeboten. Die Inanspruchnahme der Beratungsstelle ist seit dem stetig gestiegen, in den letzten Jahren wurden über 1000 Beratungen und rund 500 Testungen pro Jahr durchgeführt, die Nachfrage ist aber höher.
Seit 2013 bietet die Beratungsstelle mit Erfolg zusätzliche Testangebote im Rahmen der MenCheck-Wochen an. Das Angebot in Kooperation mit der Lübecker Aids-Hilfe richtet sich speziell an Männer, die sich kostengünstig auf HIV und sexuell übertragbare Krankheiten testen lassen können.
„Die Verhinderung von Krankheiten ist ein grundlegendes Ziel des Gesundheitsamtes. Belegt ist ein hoher Bekanntheitsgrad für HIV in der Bevölkerung. Dagegen ist das Wissen zu anderen sexuell übertagbaren Infektionen immer noch zu niedrig“, erklärt Dr. Alexander Mischnik, Leiter des Gesundheitsamtes. „Vor diesem Hintergrund ist die aktive Präventionsarbeit wichtig. Ein vertrauensvolles und respektvolles offenes Angebot unterstützt diese Arbeit und ermöglicht einen ersten Dialog mit geringer Hemmschwelle. Unser Ziel ist ein höherer Wissensstand in der Bevölkerung zu sexuell übertragbaren Infektionen, um die Menschen für einen ausreichenden Schutz zu sensibilisieren. Wir erhoffen uns durch die fachliche und personelle Erweiterung der steigenden Nachfrage nach Beratung, Aufklärung und Testung in Zukunft besser gerecht werden zu können. Somit wollen wir die Weiterverbreitung sexuell übertragbarer Infektionen in Lübeck für ein sicheres Miteinander weiter reduzieren.“
Aufgrund der Kontaktbeschränkungen können die offenen Sprechstunden derzeit nicht angeboten werden. Telefonisch kann aber unter der Rufnummer (0451) 122 – 5370 oder per E-Mail an aidsberatung@luebeck.de ein Termin für ein Beratungsgespräch vereinbart werden.
Sobald es die Situation wieder zulässt, sollen jeweils dienstags von 9 bis 12 Uhr sowie donnerstags von 14 bis 17 Uhr offene Sprechstunden stattfinden.