Tag vier: Aufbruch in das Grenzgebiet 🚚
Mit viel Getöse fuhren die Fahrzeuge des Hilfskonvois um 20 Uhr vom Gelände was für Stockelsdorfer immer noch Graeser Zielke ist.
Mehr als 30 Fahrer (ich habe irgendwann aufgehört zu zählen) steuern 14 Autos gen Przrmyšl. Nicht ohne vorher überraschend von 10 weiteren Feuerwehrautos der umliegenden Wehren gebührend verabschiedet worden zu sein.
Bürgermeisterin Julia Samtleben gab dem Konvoi einen kleinen Glücksbringer mit und ließ noch mal die letzten Tage Revue passieren: “Es überwältigend was hier passiert ist und zusammengekommen ist in so kurzer Zeit und es beruhigt mich auch ein bisschen, denn es zeigt, dass der Zusammenhalt doch groß ist. Wir wissen alle nicht, wie es noch weitergehen wird.”
Schornsteinfegermeister Andreas Kurschies, der auch mitfährt, hatte zum 1. März einen neuen Gesellen eingestellt, der vor acht Jahren als Lehrling bei ihm anfing. Als Hannes Märtens hörte, dass sein Chef mit 1.000 Euro vor Ort Sachspenden einkaufen gehen wollte, packte er gleich am ersten Arbeitstag 500 Euro mit drauf. Durch Zufall schloss sich die IGSU (Interessengemeinschaft Stockelsdorfer Unternehmer) mit weiteren 1.000 Euro an, weil sie das gleiche Ziel hatten, und gemeinsam wurde bei Famila eine Order ausgelöst, die heute abgeholt werden sollte. Zu guter Letzt konnte das Feuerwehrauto auch Waren in Empfang nehmen, aber der Disput mit Famila bei der Abholung hat Schornsteinfegermeister Kurschies und Jörg Schiessler von der IGSU doch schon sehr enttäuscht.
Viele Spenden, wenig Platz
Auch von den Dörfern kamen heute noch die Sachspenden in Stockelsdorf an, die bei den Freiwillige Feuerwehren (FF) Obernwohlde und Curau eingegangen waren. Zudem holten Feuerwehrleute noch Spenden vom Altenheim ab. Der Bauhof schloss um 12 Uhr und routete die Spender zum Feuerwehrhaus. Dort war man kaum darauf vorbereitet, zu dieser Stunde Spenden anzunehmen geschweige denn neu zu verpacken und auch die Ladekapazitäten sind ausgeschöpft.
Die Feuerwehr bittet um Verständnis. Natürlich hätten sie gern noch mehr mitgenommen, aber selbst wenn Dienstag noch dazu aufgerufen wurde, hat sich bis Freitag die Lage verändert. Sie haben so viel angeliefert bekommen und sind natürlich auch froh darüber, können aber nicht noch mehr Wagen einsetzen, sonst wird der Konvoi, für den man sich statt Einzelfahrten entschieden hat, zu unübersichtlich und steht nur noch länger im Stau. Und sie müssen Sonntag Nacht wieder zurück sein, denn die „gespendeten” LKWs müssen am Montag wieder neue Ladung im normalen Geschäftsverkehr aufnehmen und die Ehrenamtler müssen zur Arbeit.
Ohne das Zusammenspiel unzähliger Helfer und der Gemeinde wäre es nicht gegangen. Der Bauhof war neben seinen normalen Tätigkeiten einer der Hauptanlaufpunkte. Die Gemeinde hat Kartons besorgt und zuletzt auch die mitfahrenden Feuerwehrautos gestellt. Die FFs Mori und Stockelsdorf haben zusammen im Feuerwehrhaus am Bohnrader Weg gepackt, sortiert und geräumt, und wenn die Transportunternehmen nicht ihre Hilfe angeboten hätten wäre der Großteil der Spenden hier stehengeblieben.
Mitgefahren ist auch BG Elektrotechnik aus Ratekau, die Kartons, Folien, Klebeband, Europaletten usw. von den Firmen Flexschlauch, Primaschlauch und Protec alles als Spende eingesammelt hatten. Die Firma Vestas in Travemünde übernimmt unbürokratisch einige Tankkosten, Spontan sind noch ein paar Kameraden als Fahrer mitgekommen, damit genügend gewechselt werden kann.
Gefahren sind weiterhin die Transportunternehmen Sönke Jordt, Simon Transporte, Spedition Burchardt aus Dassow und Hansetransport, unterstützt von einem LKW der Firma Uhl. Ergänzt werden sie noch durch das Lohnunternehmen Grage aus Ekelsdorf, Fibelkorn Kraftfahrzeugtechnik und Fuhrunternehmen Meining.
Warum wir sie nennen? Da kann man gar nicht genug danken.
Dieser Hilfskonvoi soll bisher der Größte zumindest aus Norddeutschland seit dem Krieg in der Ukraine gewesen sein. Und er hat bei weitem nicht nur Klamotten, Decken und Essen geladen. Vom UKSH wurde Insulin mitgegeben, sehr viele Medikamente, Bandagen, Rollatoren, Rollstühle und auch Kinderwägen und Maxi Cosis befanden sich unter den Spenden. Aus dem gesamten Kreis Ostholstein wurde Feuerwehrschutzkleidung zusammengetragen und mitgeschickt, für die Einsatzkräfte vor Ort.
Aber damit ist es noch lange nicht getan. Der Krieg geht leider weiter, immer mehr Menschen fliehen und auch in Stockelsdorf müssen welche unterkommen. Diese benötigen vor allem ein Dach über dem Kopf, aber auch Kleidung usw. Deswegen werden nach wie vor von der Bürgermeisterin noch Unterkünfte für Geflüchtete gesucht. Das können auch für eine Kurzfristlösung durchaus Gästezimmer sein.