Die Musik- und Seefahrerkirche St. Jakobi in Lübeck soll eine neue Sitzordnung bekommen. Fünf Jahre lang sind verschiedene Konzepte getestet worden. Künftig sollen Besuchende von Gottesdiensten und Konzerten auf flexiblen Zwei-Sitzern anstatt starren Bänken Platz nehmen. Gesucht werden jetzt Sponsoren und Spender, die symbolisch eine Patenschaft übernehmen wollen.
Dass die Kirchengemeinde St. Jakobi flexibel ist, hat sie zuletzt im Herbst 2021 bewiesen, als der „klassische“ Sonntagsgottesdienst um 10 Uhr auf den Sonnabend, 17 Uhr, verlegt wurde. Ein mutiger Schritt, der Erfolg gibt dem Kirchengemeinderat um das Pastorenpaar Lutz und Kathrin Jedeck aber recht. „ Jakobi Punkt 5“ hat sich etabliert. Die Anzahl der Gottesdienstbesuchenden hat sich signifikant erhöht.
Jetzt rütteln die Verantwortlichen in St. Jakobi abermals an alten Festen und wollen die Sitzordnung verändern. „Konkret geht es darum, dass wir die langen Sitzbänke, auf denen derzeit sechs Personen sitzen können, in Zweier-Sitze teilen möchten und diese flexibel drehen und wenden können“, sagt Pastor Lutz Jedeck. Drehen und Wenden ist dabei wörtlich zu nehmen: „Wir möchten die künftigen Zweierbänke variabel ausrichten können – zum Altar, zu einer Darbietung in den Seitenschiffen oder zur Orgel.“
Vor fünf Jahren hatten in der Gemeinden die ersten Überlegungen für eine flexiblere Bestuhlung im Zentralbereich des Hauptschiffes begonnen. Dann starteten, stets in den Sommermonaten, die Experimentierphasen: „Wir haben unterschiedliche Versuchsanordnungen bei gottesdienstlichen und musikalischen Veranstaltungen getestet“, berichtet Jedeck. Zunächst löste man die Bänke vom Podest und schraubte die Unterbankheizungen von den Heizungszuläufen ab. 2018 und 2019 wurde der Mittelgang durch ein Podest erhöht und auf die allgemeine Höhe der Bänke angepasst.
„In diesen Jahren haben wir verschiedene Bankordnungen und lose Bestuhlung ausprobiert, sodass die Konzertbesucher zum Beispiel mit Blick zur Großen Orgel sitzen konnten, was dem Publikum sehr gefiel“, erläutert Prof. Arvid Gast, Titularorganist von St. Jakobi. Zudem fanden Musikgottesdienste mit kleiner Besetzung statt, in denen Musiker:innen zentral in der Mitte der Besuchenden spielten. „Schließlich waren wir von den Ergebnissen derart überzeugt, dass der Kirchengemeinderat den Beschluss fasste, die aus den 1960er-Jahren stammende Banksituation zu revidieren“, fasst Jedeck zusammen.
Damals hatten die Kirchenvorderen beschlossen, die Bankreihen starr und fest im Boden verankert zum Hauptaltar auszurichten. „In dieser Zeit herrschte in der praktischen Theologie auch die dominante Ausrichtung auf die Verkündigung der Kirche und wurde nicht als gesellschaftliches Ringen um Wahrheit verstanden“, betont der Theologe. Die Bedeutung von Kirchenmusik als fester Bestandteil von Andachten und Gottesdiensten spielte vor 60 Jahren noch eine untergeordnete Rolle.
Längst geht die Kirchengemeinde andere Wege, sucht den Dialog mit den Gemeindegliedern, setzt auf neue Ansätze bei der Verkündigung. Professionelle Kirchenmusik ist eine tragende Säule in St. Jakobi – perfektioniert in der neuen Gottesdienstreihe „Jakobi Punkt 5“. „Die Kooperation zwischen St. Jakobi und der Musikhochschule bietet darüber hinaus die Möglichkeit, kammermusikalische Projekte in St. Jakobi durchzuführen – vor allem dann, wenn diese Musik aus der Mitte heraus erklingen kann und somit die weiten Distanzen bis in den Altarraum hinein vermieden werden können“, ergänzt Arvid Gast.
In Zusammenarbeit mit den Architekten „Mißfeld & Krass” und dem Denkmal-Amt entstand jetzt ein Konzept, wie mit wenigen behutsamen Eingriffen die erwünschte Flexibilität der Bestuhlung für unterschiedliche Veranstaltungsformen zu erreichen ist. „So werden die von dem damaligen Architekten Christoph Decke entworfenen Bänke nicht entfernt, sondern zu Zweiersitzen geteilt, so dass sie auch wieder zur großen Gesamtbank zusammengesetzt werden können“, betont Lutz Jedeck. Die neuen alten Sitzelemente sollen gestrichen und frisch gepolstert werden.
Gesucht werden jetzt Sponsoren, die das Projekt unterstützen möchten. Ein Großteil der Finanzierung für das neue Podest und die Umgestaltung der Bänke wird zwar von der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck übernommen, „dennoch sind wir auf zusätzliche Einzelspenden angewiesen“, sagt der Seelsorger. Für Spenden ab 350 Euro wird den Spendern symbolisch ein Sitzplatz, ab 700 Euro eine Zweiersitzbank zugeordnet. Zusätzlich werden die Spender auf einer Dankestafel in der Kirche verewigt.
Wer das Projekt unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende an den Bauverein St. Jakobi bei der Sparkasse zu Lübeck tun: IBAN: DE 97 2305 0101 0001 0201 71.