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Kirchenbuchportal Archion online

Mikrofiches, wer kennt sie noch? So wurden Inhalte damals komprimiert und zukunftssicher gemacht. Längst überholt. Nun gibt es Kirchenbücher digital. Das macht gerade Familienforschung um so vieles einfacher.

Gut 30 Jahre ist es her, dass die Kirchenbücher des Altkirchenkreises Herzogtum Lauenburg auf Mikrofilm und die Kirchenbücher der Hansestadt Lübeck auf Mikrofiches gespeichert wurden, um weiteren Generationen als historische Quelle zu dienen und ihre wertvollen Inhalte für die Zukunft zu sichern. Gut 30 Jahre lang sind sie durch viele Hände gewandert und wurden am Reader-Printer unter die Lupe genommen. Dass dieses Verfahren nicht mehr zeitgemäß ist, wurde während der Corona-Pandemie mehr als deutlich: Besuche in der Kirchenkreisverwaltung und das Einsehen der Kirchenbücher waren über einen längeren Zeitraum nicht mehr möglich.

Als logische Konsequenz daraus folgte jüngst die Digitalisierung als ein Projekt des Landeskirchlichen Archivs der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) in Kiel. Im zweiten Schritt werden die Kirchenbücher nun digital auf dem Kirchenbuchportal Archion veröffentlicht. Eine Entwicklung, die insbesondere Dr. Claudia Tanck, verantwortliche Archivarin im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg, freut. Die Arbeit mit sogenannten „Digitalisaten“ gestaltet sich um einiges bequemer für Archivare, Familienforscherinnen und sonstige Geschichtsinteressierte. Mehr noch: Dr. Tanck weiß um die einzigartigen Schätze, die in den Beständen schlummern und auf Archion nun auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. 

„Als promovierte Historikerin messe ich Kirchenbüchern einen unschätzbaren historischen Wert bei, und gerade die Dokumente des Kirchenkreises Herzogtum Lauenburg stecken voller interessanter Einträge“, verspricht Dr. Tanck. Neben dramatischen Einzelschicksalen, wie das einer angeblichen Kindsmörderin, warten zudem die Taufeinträge berühmter Persönlichkeiten auf interessierte Forscher. So zum Beispiel der Taufeintrag des Astronomen Karl Ludwig Harding, der 1804 den Asteroiden Juno entdeckte. Oder der Taufnachweis des kleinen Georg Bonnet aus Sterley 1804, als dessen Taufpate „Napoleon Bonaparte, Kaiser der Franzosen“ aufgeführt wird. Ein schönes Beispiel dafür, „wie sich die große Weltgeschichte auch in den Kirchenbüchern kleiner Gemeinden spiegeln kann“, findet Dr. Tanck. 

Auf den wohl berühmtesten Kirchenbucheintrag des Bestandes werden die Archion-Nutzer allerdings noch etwas warten müssen. Wegen Einhaltung von Schutzfristen kann das Taufdokument von Herbert Ernst Karl Frahm noch nicht online gestellt werden: Herbert Ernst Karl Frahm ging unter dem Namen Willy Brandt in unsere Geschichtsbücher ein.

Hintergrund:

Archion ist ein Internetportal mit Sitz in Stuttgart, das Kirchenbücher und andere biografische Quellen digital zur Verfügung stellt. Gegründet wurde das Kirchenbuchportal im Mai 2013 von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gemeinsam mit elf evangelischen Landeskirchen. Zum jetzigen Zeitpunkt sind bereits über 125.000 Kirchenbücher aus 25 Archiven auf Archion online einsehbar – und der Bestand wird täglich erweitert. Näheres unter https://www.archion.de/

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