Stockelsdorf

Schüler fordern Bleiberecht für Mitschülerin Gohar

Gohar bleibt! forderten ca. 100 Schüler und Schülerinnen nebst Eltern auf der Demo, die am Donnerstag durch Stockelsdorf zog. Gemeint ist damit ihre Mitschülerin aus Armenien, die mit ihrer Familie kurz vor Ablauf der Frist für ein Chancen-Aufenthaltsrecht abgeschoben werden soll.

„Das ist voll ungerecht“, waren sich Schüler:innen und Erwachsene einig (die Erwachsenen vormulierten es nur etwas anders). Gohar besucht die 7. Klasse der Gerhard-Hilgendorf-Schule, tut gerne das, was 13jährige Mädchen nun mal so tun, hat Freundinnen gefunden und lebt gern hier. Die Familie ist gut integriert, aber leider ist der Vater schwer erkrankt und seine Versorgung wäre in Armenien ungewiss. Und trotzdem hängt dieses Damoklesschwert der Abschiebung über ihnen, das im mildesten Fall Verwunderung, bei vielen jedoch Unverständnis und daraus resultierende Wut hervorruft. 

Mit selbstgemachten Transparenten zogen die Teilnehmer durch die Ahrensböker Straße auf den Münzplatz, wo Bürgermeisterin Julia Samtleben und Ordnungsamtsleiter Stefan Köhler schon auf die Schüler:innen warteten. „Ich finde es großartig, dass Ihr Euch so für Eure Mitschülerin einsetzt“, begann die Bürgermeisterin, musste im Weiteren aber leider zugeben, dass auch sie an diesem Umstand nichts ändern könne. „Aber ich habe mit einer Landtagsabgeordneten gesprochen und das Thema noch weiter publik gemacht, eventuell könne man noch eine Härtefallregelung finden.“ 

Für die Familie heißt es trotzdem weiter bangen, was für alle ein absolut unbefriedigender Zustand ist. Gohar und ihrer Mutter jedenfalls, die auch mitgezogen sind, unterstützt von Freunden, sieht man an, unter welchem permanenten seelischen Druck sie stehen. Sie sind weder straffällig geworden noch haben sie etwas falsch gemacht. Das Auswärtige Amt hat für Armenien eine Teilreisewarnung herausgegeben, für das Land, in das sie abgeschoben werden sollen, und schreibt von aserbaidschanischem Artilleriebeschuss, Ausweitung der Kämpfe nicht ausgeschlossen (Armenien grenzt an Aserbaidschan).

Wird diese Demo am Gesetz etwas ändern? Höchstwahrscheinlich nicht, aber sie schafft Aufmerksamkeit, zeigt den Jugendlichen, dass sie sehr wohl eine Stimme haben, die sie für etwas einsetzen können und zeigt, dass ihnen Gohar und ihre Familie nicht egal ist.

Mehr zum Chancen-Aufenthaltsrecht   https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2022/kw42-de-chancen-aufenthaltsrecht-915562

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