Nächster Schritt in die Staatsmedizin?!
Der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
(KVSH) hat die heute vorgestellten Wahlprogramme von SPD und Bündnis90/Die Grünen scharf
kritisiert. Die darin enthaltenen Vorstellungen zur ambulanten Gesundheitsversorgung vertreiben die
Niedergelassenen aus den Praxen und schrecken den ärztlichen Nachwuchs ab. „Die SPD verspricht vollmundig eine Termingarantie und die Grünen wollen die Sprechzeiten ausweiten.
Das geht völlig an der Realität vorbei“, machte Karsten Brandstetter, der stellvertretende
Vorstandsvorsitzende der KVSH deutlich. Viele Praxen seien am Limit und könnten nicht noch mehr
Patientinnen und Patienten versorgen. Zudem hätten viele Praxisinhaber mit einem zunehmenden
Personalmangel zu kämpfen. „Doch anstatt die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte zu unterstützen
und Anreize zu schaffen, wollen SPD und Grüne den Praxen immer mehr Aufgaben aufbürden und
Vorgaben machen. Das ist reiner Populismus und wird dazu führen, dass Ältere früher als geplant ihre
Praxis schließen und Jüngere nicht mehr bereit sind, sich niederzulassen“, so Brandstetter weiter.
Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte seien Freiberufler und keine Staatsmediziner, denen man
vorschreiben könne, wie sie Termine vergeben oder ihre Patientinnen und Patienten behandeln sollen.
„Rechtsanwälte oder Architekten können ja auch frei entscheiden, wie sie ihren Beruf ausüben“,
ergänzte Brandstetter. Gerade wegen der missglückten Krankenhausreform brauche es einen starken ambulanten Versorgungsbereich. Die künftige Bundesregierung müsse Anreize schaffen, indem sie endlich die
Themen Entbudgetierung der Haus- und Fachärzte, Patientensteuerung, Bürokratieabbau und eine
sinnvolle Digitalisierung in den Praxen anpacke.