Verdienstorden für Jurek Szarf aus Stockelsdorf
Der Stockelsdorfer Jurek Szarf erhielt am 1. September aus der Hand von Ministerpräsident Daniel Günther das Verdienstkreuz am Bande. Seine Biographie „Ich lebe um zu überleben” ist so gut wie vergriffen.
Viele Schüler kennen ihn, aber er ist kein Lehrer. Er ist vielmehr lebendiger Geschichtsunterricht. Gern wird er in Schulen eingeladen, um seine Erlebnisse zu schildern. Die sind schon für Zuhörer schwer zu verkraften, aber er hat sie durchlebt. Jurek Szarf durchlitt das Ghetto Lodz (PL) und überlebte drei Konzentrationslager. Kurz vor der Exekution konnte er bei Kriegsende lebend aus dem KZ Sachsenhausen befreit werden. Dieser kurze Abriss wird seiner Geschichte nicht gerecht, aber gestern ging es in erster Linie um die Ehrung.
Zur kleinen „Feierstunde“ nach der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes habe er sich noch nett mit Daniel Günther unterhalten und ihm seine Biographie „Ich lebe um zu überleben” übergeben, erzählt Szarf. Nach Kiel begleiten durften ihn seine Tochter Elke, die dafür extra aus der Nähe von Heidelbeg angereist war, und Pastorin Almuth Jürgensen.
Wieder in Stockelsdorf angekommen, luden René Blättermann und Dr. Karin Togler ihn zu einer kleinen Feierrunde in ihr Haus ein, denn natürlich wollten ihm noch mehr Menschen gratulieren. Allen voran Harald Werner, der eine Laudatio in seiner Funktion als Kreispräsident hielt und Glückwünsche des Landrats Reinhard Sager überbrachte.
Jurek Szarf betreibt Aufklärung und macht zum Wohle der Gemeinschaft keinen Hehl aus den schrecklichen Erlebnissen seiner Vergangenheit. Das würdigte Bürgermeisterin Julia Samtleben in ihrer Gratulationsrede am Abend des besonderen Tages und überreichte zusammen mit Bürgervorsteher Manfred Beckmann symbolisch einen Scheck an den Verdienstorden-Träger, denn die Gemeinde wird in seinem Namen an die Gedenkstätte Ahrensbök, der er sehr verbunden ist, eine Spende tätigen.
Sich mit Jurek Szarf zu unterhalten fällt leicht, denn er erzählt nicht nur, sondern er schafft es, einen Dialog zu entspannen. Dabei hört man ihm so gern zu, wenn er z. B einen kurzen Exkurs in die amerikanische Mentalität gibt, denn er hat lange in Amerika gelebt, oder alle Umstehenden zum Lachen bringt mit einer Anekdote, wie sein Nachbar hier in Deutschland, ein Iraner, ihn, den Juden, gebeten hat, mit ihm einen Tannenbaum zu kaufen, DAS Symbol schlechthin für ein christliches Weihnachtsfest….
Trotz – oder gerade wegen? – all der schrecklichen Erlebnisse hat er etwas aus seinem Leben gemacht. Er suchte sich immer Arbeit, er ist stolz auf seine beiden Kinder und seine Enkelin und seit vielen Jahren ist es ihm eine Herzensangelegenheit, den Jugendlichen zu vermitteln, was es hieß, als Jude dem Nationalsozialismus in die Hände zu fallen. „Mein Terminbuch ist eigentlich voll bis 2021, wegen Corona sind aber viele Vorträge ausgefallen. Hoffen wir, dass es bald wieder losgeht“, wünscht sich Jurek Szarf.