Eckhorster wandern in der Wüstenei
Die Eschen in der Wüstenei sterben

Revierleiter Ole Soltwedel erklärt, warum die Eschen in der Wüstenei und anderswo sterben.

(Foto: Torben Hempel/Stodo.NEWS)
Alljährlich, und dieses Jahr mit Abstands- und Hygienekonzept, begeben sich die Eckhorster auf Erkundungstour durch die Wüstenei.
Helmut Neu, der Revierleiter Ole Soltwedel und der Stabsfeldwebel Bauermeister haben viel zu berichten über die Geschichte, die Entwicklung, den Zustand und die aktuelle Situation in dem FFH-Gebiet (Flora und Fauna Habitat) Wüstenei.
Mit 65 Interessierten unterwegs durch die Wüstenei
Eckhorst/Stockelsdorf/Lübeck
"Angemeldet waren ca. 55 Personen", berichtet der Dorfvorsteher Helmut Neu. Mit dem Dorfvorstand und den Helfern wiesen die Corona-Anwesenheitslisten zum Schluss 65 Teilnehmer aus. Da ist Abstand zu halten oder eben auch im Freien eine Maske aufzusetzen obligatorisch und wurde auch größtenteils selbständig in dem Moment, in dem man miteinander sprach und etwas erklärt wurde, von alleine durch die Teilnehmer umgesetzt. Nur einmal musste an den Abstand erinnert werden, ist man doch zu schnell in interessante Gespräche vertieft.
INFO
Der seit 1994 abgetrennte und ca. 100 ha große öffentliche Teil der Wüstenei ist Landschaftsschutzgebiet und für die Öffentlichkeit zugänglich.
Schutzzweck ist die Sicherung der Knicklandschaft, der Gehölze sowie der Schutz der Heckenbrüter und Amphibien.  Das Leittier ist der Kammmolch, er steht unter besonderem Schutz. Der Molch kann bis 18 Zentimeter lang werden und ist in Mitteleuropa verbreitet. Die Männchen besitzen in der Wassertracht einen hohen gezackten Rückenkamm und ein chrakteristisches perlmutt-silbriges Band an den Schwanzseiten.
Unterschiede der Gewässer (öffentlich/nicht öffentlicher Teil)

"Hundebadewanne" im öffentlichen Teil der Wüstenei

(Foto: Torben Hempel/Stodo.NEWS)
Speziell für den Molch und andere Amphibien wurden Gewässer angelegt, welche sich auf Grund ihrer Lage im FFH Gebiet auch unterschiedlich entwickeln bzw. sich in einem unterschiedlichen Zustand befinden.
Die Gewässer im Sperrgebiet sind sehr viel grüner und artenreicher in Flora und Fauna, als die Gewässer im öffentlichen Teil der Wüstenei, von Helmut Neu als Hundebadewannen bezeichnet.

Intaktes Habitat im militärischen Sperrbereich. Heimatstube des Kammolches.

(Foto: Torben Hempel/Stodo.NEWS)
Einige Teilnehmer der Tour sprachen über Bewirtschaftung und Pflege
Am Rande der geführten Tour entbrannte eine kleine Diskussion über die Bewirtschaftung der Wiesen und Flächen. Die Ausbreitung von Jakobskreuzkraut, das Mulchen der Flächen, der Kinderstube von Raupen und Puppen sowie die Ausbreitung der Lupine wurde mit den Fachleuten von Bund und Forst am Rande der Wanderung spontan diskutiert. Schließlich hat man nicht jeden Tag die Gelegenheit, sich mit Fachleuten auszutauschen.
Zur Geschichte
In den 1960ern hat der Bund / die Bundeswehr ca. 400 Hektar Fläche vom Gut Steinrade, den angrenzenden Landwirten aus Eckhorst, Badendorf und Lübeck abgekauft, um diesen militärischen Übungsplatz für das Lübecker Panzergrenadierregiment zu schaffen.
Bereits seit dem 14. Jahrhundert wurde das Waldgebiete des Gutes Steinrade, die Wüstenei bewirtschaftet.
Als erster Besitzer wurde 1306 Marquard von Sandberg genannt, der Groß Steinrade und Eckhorst an den Lübecker Bürger Dietrich von Alen verkaufte. In Zusammenhang mit diesem Verkauf erfolgte die Anerkennung als Lübsches Gut, die 1318 noch einmal bestätigt wurde. Nach den von Alens folgten schwierigste Besitzverhältnisse durch mehrfache Teilungen sowie durch Gesamthandsbesitz der Patrizierfamilien Crispin, von Wickede, von Calven und von Brömbsen. 1679 erbte die Familie von Wickede Groß Steinrade. Von den Wickede gelangte das Gut mit dem Tod des Domdekans Johann von Wickede 1732 an seinen Schwiegersohn Henning von Rumohr. Diese Familie blieb bis zum Tode des letzten von Rumohrs, General Detlev von Rumohr († 1961), im Besitz des Gutes. Haus und Hof wurden nach dessen Tod abgerissen. Der etwa 150 ha große Forstbesitz gelangte mit Kaufvertrag vom 11. Januar 1966 in das Eigentum der Bundesrepublik Deutschland und wird bis heute durch die Bundeswehr als Standortübungsplatz Wüstenei genutzt. (Quelle: Wikipedia)
Frau Viktoria von Flemming ehem. Priörin aus Plön, eine der Töchter von General von Rumohr, legte am Grab ihres Vaters in der Wüstenei Blumen nieder.
Von Buchen, Eichen und Eschen
Es ist alles eine Frage des Lichtes, die Eiche wächst zwar in ihrer Jugend schneller als die Buche, braucht jedoch das Licht und kann nicht im Schatten einer Buche gedeihen. "Ein sich selbst überlassener Eichenwald wird durch Buchen verdrängt, da diese sehr gut im Schatten der Eichen gedeihen können, aber eben nicht umgekehrt", erklärt Ole Soltwedel. Bis zu 1.000 unterschiedliche Arten können sich an und in den Eichen ansiedeln, das ist wichtig für die Erhaltung der Artenvielfalt an Insekten und Kleinstlebewesen und hängt mit der sehr groben Rinde der Eiche zusammen, Buchen sind an ihrer glatten Rinde sehr gut zu erkennen.

Die Buchen verdrängen ohne Pflege die Eichen

(Foto: Torben Hempel/Stodo.NEWS)
Asiatischer Pilz vernichten bis zu 95% der Eschen
Das Eschentriebsterben hat bedrochliche Züge angenommen. Der Pilz sitzt auf den Blättern und wird durch die Blätter auf den Boden gebracht, wo er Sporen bildet und im nächsten Jahr weitere Blätter infiziert. Die neuen Triebe werden befallen und sorgen für das Absterben der Bäume, nur 1%-5% der Bäume sind resistent dagegen.

Esche in der Wüstenei

(Foto: Jörg Schiessler/Stodo.News)
Auch auf das Krebsscheren-Gewässer, Heimat für eine besondere bedrohte Libellenart, wurden die Teilnehmer der Tour hingewiesen. Im Herbst zieht die Pflanze sich zurück und im Frühjahr und Sommer ist sie nebst Gewässer Heimat auch für Kraniche und andere Wildtiere.

Zum Abschluss der sehr interessanten Tour lud der Dorfvorstand im Bereich des militärischen Übungsgeländes, natürlich wieder unter Einhaltung des Hygienekonzeptes, alle Teilnehmer zu Kuchen, Bratwurst und diversen Kaltgetränken ein.

Die gesamte Tour wurde vom DRK Stockelsdorf inklusive einem Fahrzeug begleitet. Tätig werden mussten Kai Henrich und Lucas Fischer jedoch nicht.
Jörg Schiessler