LiteraTour Nord
Sechs Lesungen im Katharineum
Die Lesereise um den Preis der LiteraTour Nord ist ein einmaliges Projekt von norddeutschen Kultureinrichtungen, Buchhandlungen, Hochschulen und der VGH Stiftung. Gemeinsam laden wir sechs deutschsprachige Autorinnen und Autoren ein, ihre aktuellen Bücher vorzustellen. Bei der anschließenden Entscheidung über die Vergabe des Preises berücksichtigt die Jury auch die Stimmen, die das Publikum während der Lesereise abgegeben hat.

Die Lesungen werden von Professorinnen und Professoren moderiert, die begleitend dazu reguläre Veranstaltungen an ihren Hochschulen anbieten. In Lübeck moderiert Dr. Birgit Lipinski, Leiterin des Buddenbrookhauses, die als Lehrbeauftragte an der Universität zu Lübeck das begleitende Seminar anbietet.



Die VGH Stiftung fördert die LiteraTour Nord seit 2006. Sie stiftet nicht nur den mit 15.000 Euro dotierten Preis, sondern sichert durch ihre Partnerschaft das Fortbestehen des 1992 gegründeten Literaturprojektes.



In Lübeck im Katharineum lesen:



Roman Ehrlich (26. Oktober 2020), Anne Weber (9. November 2020), Iris Wolff (23. November 2020), Leif Randt (7. Dezember 2020), Anna Katharina Hahn (11. Januar 2021), Olga Grjasnowa (25. Januar 2021)



Alle Veranstaltungen beginnen um 20 Uhr.



Karten für alle Lesungen sind in der Buchhandlung Hugendubel, Königstr. 67 a, Lübeck, erhältlich.



Zudem werden in diesem Jahr jeweils eine Lesung pro Autor*in aufgezeichnet und das Video wird anschließend online zur Verfügung gestellt. Weiteres ist zu finden auf der Seite http://www.literatournord.de (nicht sicher)

Die Autoren und ihre Werke kurz vorgestellt:

ROMAN EHRLICH: Malé



Roman Ehrlich, geboren 1983 in Aichach, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und an der Freien Universität Berlin. Er wurde u.a. mit dem Robert Walser-Preis 2014, dem Ernst Toller-Preis 2016 und der Alfred Döblin-Medaille 2017 ausgezeichnet.



Alle Versuche, die Malediven vor dem steigenden Meeresspiegel zu retten, sind gescheitert, Pauschaltouristen haben sich neue Ziele gesucht, und der Großteil der Bevölkerung musste die Inseln verlassen. Gleichzeitig werden sie für die kurze Zeit bis zu ihrem Untergang zur Projektionsfläche für Aussteigerinnen, Abenteurer und Utopistinnen, zu einem Ort zwischen Euphorie und Albtraum, in dem neue Formen der Solidarität erprobt werden und Menschen unauffindbar verschwinden. Mit „Malé“ fängt Roman Ehrlich die komplexe Stimmungslage unserer Zeit ein.



ANNE WEBER: Annette, ein Heldinnenepos



Anne Weber, geboren 1964 in Offenbach, lebt seit 1983 in Paris. Sie übersetzt aus dem Deutschen ins Französische und vice versa und schreibt ihre Bücher in beiden Sprachen. Für ihre Texte erhielt sie u.a. den Heimito von Doderer-Literaturpreis, den 3sat-Preis, den Kranichsteiner Literaturpreis und den Johann-Heinrich-Voß-Preis.



Geboren 1923 in der Bretagne, schon als Jugendliche Mitglied der kommunistischen Résistance, Retterin zweier jüdischer Jugendlicher, 1959 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt wegen ihres Engagements auf Seiten der algerischen Unabhängigkeitsbewegung – noch heute ist Anne Beaumanoir ein lebendiges Beispiel für die Wichtigkeit des Ungehorsams. Anne Weber wagt ein literarisches Experiment und erzählt dieses unwahrscheinliche Leben in einem brillanten Heldinnenepos.



IRIS WOLFF, Die Unschärfe der Welt



Iris Wolff, geboren 1977 in Sibiu (Hermannstadt)/Siebenbürgen, wurde für ihre Romane vielfach ausgezeichnet. Zuletzt erhielt sie 2019 den Thaddäus-Troll-Preis, war für den Alfred- Döblin-Preis nominiert und wurde mit dem Marieluise-Fleißer-Preis für ihr Gesamtwerk geehrt. Iris Wolff lebt in Freiburg im Breisgau.



Die Geschichte einer Familie aus dem Banat, über Menschen aus vier Generationen, Verlust und Neuanfang. Vor dem Hintergrund des zusammenbrechenden Ostblocks und der wechselvollen Geschichte des 20. Jahrhunderts entsteht ein Roman über Freundschaft und das, was wir bereit sind, für das Glück eines anderen aufzugeben. Kunstvoll und präzise lotet Iris Wolff die Möglichkeiten und Grenzen von Sprache und Erinnerung aus.



LEIF RANDT, Allegro Pastell



Leif Randt, geboren 1983 in Frankfurt a.M., wurde für seine Utopie-Romane zuletzt mit dem Erich-Fried-Preis (2016) sowie mit Aufenthaltsstipendien in Japan (2016) und Irland (2019) ausgezeichnet. Seit 2017 co-kuratiert er das PDF- und Video-Label tegelmedia.net.



In „Allegro Pastell“ erzählt Leif Randt vom Glück. Von Wirklichkeit und Badminton, von idealen Zuständen und den Hochzeiten der anderen. Eine Lovestory aus den späten Zehnerjahren: Die Fernbeziehung von Tanja und Jerome wirkt makellos. Eltern, Freund*innen und depressive Geschwister spiegeln ihnen ein Leid, gegen das beide weitgehend immun bleiben. Doch der Wunsch, ihre Zuneigung zu konservieren, ohne dass diese bieder oder schmerzhaft existenziell wird, stellt das Paar vor eine große Herausforderung.



ANNA KATHARINA HAHN Aus und davon



Anna Katharina Hahn, geboren 1970, stand mit ihrem Roman „Am Schwarzen Berg“ 2012 auf der Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse und auf Platz eins der SWR- Bestenliste. Die Recherchen für „Aus und davon“ führten sie in die USA und nach Mainz, wo sie 2018 Stadtschreiberin war.



„Aus und davon“ entfaltet ein Panorama zwischen Generationen, die einander immer weniger zu sagen haben. Elisabeth sitzt mit ihren Enkeln in Stuttgart, während sich ihre Tochter aus dem flirrenden Manhattan oder den Weiten eines provinziellen Hinterlands meldet. Durch Bilder und Textnachrichten, die um die halbe Welt geschickt werden, scheint das alles irgendwie zusammenzuhängen. Doch was nützt das, wenn ein Kind nicht nach Hause kommt? Ein Familienroman des 21. Jahrhunderts!



OLGA GRJASNOWA, Der verlorene Sohn



Olga Grjasnowa, geboren 1984 in Baku, Aserbaidschan, lebt in Berlin. Auslandsaufenthalte in Polen, Russland, Israel und der Türkei. Ihr Debütroman „Der Russe ist einer, der Birken liebt“ wurde mit dem Klaus-Michael Kühne-Preis und dem Anna Seghers-Preis ausgezeichnet. 2017 erschien ihr vielbeachteter Roman „Gott ist nicht schüchtern“.



Nordkaukasus, 1838: Jamalludin wächst als Sohn eines mächtigen Imams auf. Seit Jahrzehnten tobt der Kaukasische Krieg, und sein Vater wird von der russischen Armee immer mehr bedrängt. Schließlich muss er seinen Sohn als Geisel an den Hof des Zaren nach St. Petersburg geben, um die Verhandlungen mit dem Feind aufzunehmen. Olga Grjasnowa erzählt sprachmächtig von einem Kind, das zwischen zwei Kulturen und zwei Religionen steht und seine Identität finden muss.



Quelle: LiteratourNord



 

Inken Schmidt