Verkehrsunfall im Dunkeln auf kurviger Landstraße - Feuerwehrübung bei Hobbersdorf
Verkehrsunfall Übung
(Foto: Inken Schmidt/Stodo.NEWS)
Das will man einfach nicht erleben: Ein Verkehrsunfall mitten im Nirgendwo. Zum Glück nur als Übung der Freiwilligen Feuerwehren (FF) Bad Schwartau-Rensefeld und Groß Parin gemeinsam mit dem Rettungsdienst Holstein von der Wache in Bad Schwartau. Sehr realistisch, sehr schweißtreibend und sehr "personalintensiv“.
Unfall auf der Landstraße bei Hobbersdorf mit drei verunfallten Fahrzeugen und vier verletzten und eingeklemmten Personen. Da kam alles zum Einsatz: Säbelsäge, Hydraulikzylinder, Spreizer. Die Autos mussten gesichert werden, damit sie nicht abrutschen oder wegrollen, eine „Feuerwache“ muss abgestellt werden, für den Fall, dass irgendein Wagen anfängt zu brennen, bei Nacht braucht man sehr viel Licht, usw. Die Verletztendarsteller taten den Rettungssanitätern und Feuerwehrleuten nicht den Gefallen und krabbelten selbst aus den schrottigen Autos. Zur Betreuung mussten also die Rettungssanitäter dann eben in das Auto, das auf dem Dach lag, reinkriechen, um die Vitalzeichen der verletzten Person kontrollieren zu können. Platzangst darf man da nicht haben.
(Foto: Inken Schmidt/Stodo.NEWS)
Einem Verletzten über eine halbe Stunde den Kopf schützend stabil zu halten ohne sich selbst irgendwo abstützen zu können (ja, trotz stützender Halskrause manchmal nötig) wird irgendwann zur Tortur, ist aber im Ernstfall unter Umständen entscheidend. Hier war es zwar „nur eine Übung“, wurde aber trotzdem sehr ernst genommen und durchgehalten.

Dachte der Laie zu Anfang noch „Na, so viele Leute wie jetzt anrücken braucht es wohl nicht“, stellte sich das bald als Irrtum heraus. Um einen Verletzten stabil, damit er keine weiteren Verletzungen davonträgt, aus einem Auto zu befreien wird jede helfende Hand benötigt. Wie soll die Person gerettet werden? Dach aufsägen? Heck öffnen? Tür rausbrechen? „Natürlich kann man sich auch für eine Sofortrettung entscheiden, wenn es sehr schlecht um den Verunfallten bestellt ist“, sagte eine Beobachterin. „Dann nimmt man kleinere Blessuren in Kauf, um sein oder ihr Leben zu retten.“ Sinan Özmen von der Rettungswache Bad Schwartau gab zu: “Das ist für uns natürlich kein üblicher Einsatz, aber das muss man als Rettungssanitäter in Ausbildung auch mal üben, damit man später weiß, worauf es ankommt.“ 

Und nicht nur die sechs Rettungs-Azubis wurden genau beobachtet, eine Übung bietet prima Gelegenheit zu erkennen, wo es hakt, denn die Organisatoren sind nicht mit eingebunden. Mikail Capar, stellvertretende Ortswehrführer der FF Bad Schwartau-Rensefeld und Thorsten Reichert, Ortswehrführer der FF Groß Parin, waren Beobachter und sichtlich erleichtert darüber, dass im Vorfeld von dieser Übung nichts durchgesickert war. Auch dass alle am Einsatzort bei der Sache und konzentriert blieben, als sich rausstellte, dass es sich um eine Übung handelte, war ihnen wichtig. Gerade weil sie auch zu Autobahneinsätzen fahren, muss das Zusammenspiel von Sanitätern und Feuerwehrleuten geübt werden, damit es Hand in Hand geht. Das geht schon allein beim Arrangieren der Fahrzeuge los: Wer darf wo stehen, damit er den anderen nicht behindert? Denn hier waren auf schmaler Landstraße schon neun Fahrzeuge abgestellt: Zwei HLF (Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug), ein RW (Rüstwagen, braucht man bei schwerer technischer Hilfeleistung), ein LF (Löschgruppenfahrzeug), ein MZF (Mehrzweckfahrzeug), drei RTWs (Rettungswagen) und ein NEF (Notarzteinsatzfahrzeug). Die ca. 35 Feuerwehrleute teilten sich in drei Abschnitte auf, jeweils zuständig für einen verunfallten Wagen. 

Schlussendlich konnten alle Insassen aus den verbeulten Autos unter Einsatz aller Kräfte und Geräte befreit werden und durften, wie alle anderen Helfer auch, eine Stärkung zu sich nehmen. Auf Nachfrage musste einer von ihnen zugeben: "Obwohl ich wußte, dass es sich um eine Übung handelte, waren die Geräusche, wenn da hinten am Heck was knackt im Inneren des Fahrzeugs schon unheimlich. Da ist man dann doch froh, wenn jemand da ist und sagt, was grad passiert und beruhigt."
Inken Schmidt