Das für den Verkehrsversuch angeschaffte Stadtmobiliar hat seinen Dienst in der Beckergrube geleistet und kommt nun, wie von Beginn an geplant, an anderen Stellen in der Stadt zum Einsatz. Noch im Juli starten die Baumaßnahmen der TraveNetz, die in der Beckergrube, beginnend auf der Nordseite, Gas-, Wasser- und Stromleitungen erneuert und verlegt.
Im September werden die Arbeiten dann auch auf die Südseite ausgeweitet. Da sich dort historische Grundmauern befinden, werden zuerst die Archäologen der Hansestadt Lübeck über mehrere Monate mit der Freilegung und Dokumentation der Mauern beschäftigt sein.
Der Baustart für die eigentliche Baumaßnahme ist für Mai 2024 vorgesehen. Bis zu diesem Zeitpunkt sollen die vorgezogenen Maßnahmen beendet und die Planung für die Neugestaltung des ersten Bauabschnitts der Beckergrube zwischen Breite Straße und Fünfhausen fertiggestellt sein. Weitere Informationen zum Projekt gibt es unter luebeck.de/beckergrube.
Für die Ausstattung in der Beckergrube finden sich folgende Verwendungen:
- Fünf der zehn Fahrradmodule wurden zum Katharineum zu Lübeck verlagert.
- Vier der zehn roten Sitzmöbel werden auf der Fläche des ehemaligen Pennys in Moisling weiter genutzt.
- Der rote Container mit der seit drei Jahren laufenden Ausstellung zum Verkehrsversuch, wird seine eigentliche Funktion als Lagerstätte auf einem Bauhof der Hansestadt übernehmen.
- Die sechs Urban Gardening-Boxen werden zum neuen Schuljahr an vier Schulen weitergegeben.
- Der Fairteilerschrank findet in einer Nachbarstraße einen neuen Standort.
- Die mobilen Bäume vor dem Theater werden in den westlichen Teil der Beckergrube verlagert.
Die restlichen Fahrradmodule und Sitzmöbel bleiben bis zum kommenden Frühjahr noch vor Ort, um weiter genutzt zu werden.
Nicht nur ein Verkehrsversuch: Erfolgreicher Abschluss einer offenen Ausstellung
In der frei zugänglichen Ausstellung in den roten Info-Containern wurde den Besucher:innen der Verkehrsversuch erläutert und der Planungs- und Beteiligungsprozess zum Projekt Beckergrube präsentiert. Hierzu gab es viel positives Feedback der Lübecker:innen. Diese Form der bürgernahen Kommunikation soll mit einer neuen Ausstellung weitergeführt werden. Das Projekt Beckergrube kommt nun aus der Versuchs- und Vorbereitungsphase in die konkrete Umsetzung. Daher entstand die Idee, eine höherwertige Ausstellung zu entwickeln, die derzeit konkretisiert wird.
„Wir danken dem Paten Sebastian Krabbe für sein tolles bürgerschaftliches Engagement. Er hat, fast täglich, morgens den Container auf- und abends wieder zugeschlossen. Das hat wesentlich dazu beigetragen, dass der Versuch einer offenen Ausstellung so gut funktioniert hat“, erklärt Julia Lindfeld, Projektleiterin aus dem Bereich Stadtplanung und Bauordnung der Hansestadt Lübeck. „Ich bin freudig, gespannt und hoffnungsvoll, dass die neue Gestalt die Beckergrube zu einem besonderen Stadtraum mit hoher Aufenthaltsqualität macht“, freut sich Sebastian Krabbe, Architekt im ansässigen Büro Heske Hochgürtel Lohse.
Erfolgreiche Durchführung eines Urban Gardening-Projekts
Das Urban Gardening-Projekt hat gezeigt, was für eine Wirkung ein bisschen mehr Grün im Stadtraum haben kann. Mit Holz aus der nachhaltigen Forstwirtschaft des Lübecker Stadtwalds wurden vor drei Jahren Pflanzkisten von der Initiative Grüne Beckergrube zusammengebaut und anschließend bepflanzt. Ein kleines Team kümmert sich seitdem um die Aussaat, Pflege und Ernte.
Die Initiative Grüne Beckergrube hat sich aus Aktiven von Fridays for Future und Extinction Rebellion Lübeck in Kooperation mit Greenpeace Lübeck, Foodsharing Lübeck e.V., dem Lübecker Jugendring und dem Netzwerk Essbare Stadt Lübeck gebildet. Gemeinsam mit Anwohner:innen und Musiker:innen des Philharmonischen Orchesters bildete sich nach und nach ein kleines beständiges Team rund um Franziska Ribbentrop. Die Violinistin übernahm ab dem zweiten Jahr die Federführung: „Es war eine tolle Erfahrung. Wir hatten einen guten Austausch, haben viel ausprobiert und haben sehr schöne Ergebnisse erzielt“. Jeder konnte mitmachen und sich auch etwas von dem Gemüse und den Kräutern mitnehmen. „Die Bürger:innen haben es geliebt; ein gemeinschaftsstiftendes Projekt für Aktive und Nutzer:innen, resümiert Franziska Ribbentrop.
Die überschüssige Ernte wurde über einen Foodsharing-Schrank den Menschen überlassen, die auf solche Angebote angewiesen sind. „Es gab auch herausfordernde Phasen, weil Pflanzen geklaut wurden und die Pflege mit einem kleinen Team, gerade im Sommer so zeitaufwändig war. Aber immer wenn alles in voller Blüte stand und wir eine gute Ernte hatten und von begeisterten Besucher:innen angesprochen wurden, wussten wir, dass sich unser Einsatz lohnt“, erzählt Charlotte Stenzel, Klimaaktivistin und Initiatorin. „In dieser Asphaltwüste wurde diese kleine grüne Oase für viele Altstadtbewohner:innen zu einem Treffpunkt – zum Mittagessen, für einen kleinen Schnack auf dem Weg zum Einkaufen oder einfach als Zielort, um überhaupt mal vor die Tür zu gehen“ fasst die Initiatorin zusammen. Das Experiment hat gezeigt, wie mehr Grün in der Stadt und ein paar konsumfreie Sitzgelegenheiten einen bisher eher unbedeutenden Stadtraum zu einem lebendigen Ort machen, der viel Potenzial für mehr Aufenthaltsqualität hat.
Franziska Ribbentrop und Charlotte Stenzel sind seit Anfang 2022 auch Mitglied im Beirat Beckergrube, der vier bis fünf Mal pro Jahr zusammenkommt. Hier ist ein guter Austausch mit dem Planerteam der Verwaltung und den anderen Mitgliedern – Anwohner:innen, Gewerbetreibende, Vertreter:innen von Institutionen, Initiativen und der Politik – möglich.
Die sechs Hochbeete werden zum neuen Schuljahr an die Gewerbeschule im Pergamentmachergang, die Geschwister-Prenski-Schule, das Katharineum zu Lübeck und die Dorothea-Schlözer-Schule verteilt.
Um das erfolgreiche Projekt in die Neugestaltung der Beckergrube überführen zu können, braucht es noch mehr Engagement und Mithilfe aus der direkten Nachbarschaft. Das tägliche Gießen im Sommer und die Pflege kann nur gewährleistet bleiben, wenn Anrainer für je ein Hochbeet eine Patenschaft übernehmen. Die Neugestaltung sieht an ähnlicher Stelle etwas kleinere Hochbeete vor, so könnte das Projekt ab 2026 mit viel Bürgerengagement weitergeführt werden, wenn sich Patenschaften für einzelne Beete finden. Interessierte können sich per E-Mail an gruene-beckergrube@posteo.de melden.