Künstler in der Krise

Hier kommen zwei Kulturschaffende zu Wort. Betroffen von der Corona-Krise sind beide, der eine weniger schwer, dem anderen wurde sozusagen die Existenzgrundlage entzogen.

Gordon Krei aus Stockelsdorf ist gut im Geschäft als Filmhundtrainer und sollte eigentlich mit seinem Hund diese Woche bei Dreharbeiten in der Schweiz sein. Aber Dreharbeiten finden natürlich vorerst nicht statt. Genug zu tun hat er trotzdem: Er vertont Werbefilme, die zum Glück noch abgedreht werden konnten. „Dadurch habe ich jetzt zwar gut zu tun, die Flaute wird sich aber wohl einfach nur verschieben, weil erst einmal nichts Neues nachkommt.“ Aber dann stehen wahrscheinlich wieder die Dreharbeiten mit Hund an. Mit seiner Band an der RochPopSchule in Lübeck, die er als Coach betreut, läuft es online ganz gut. „Damit wir zusammen Musik machen konnten, mussten wir ein bisschen technisch nachrüsten, damit das Delay uns nicht alles zunichte macht, aber jetzt haben wir den Dreh raus.“ Das Jugendmusikprojekt in Stockelsdorf hingegen scheitert genau an diesen technischen Voraussetzungen und ist auch schwieriger, weil sich gerade erst alle zusammengefunden haben. „Das setzen wir einfach nach der Krise fort,“ befindet Krei pragmatisch.

Bei Michael P. Schulz von der Lübecker Sommeroperette sieht es dagegen nicht so rosig aus. Er kann seine Schüler nicht online unterrichten. „Ich kann bei einem 7jährigen die Handhaltung egal ob bei Geige oder Klavier nicht online korrigieren. Das geht nur, wenn ich daneben sitze,“ stellt er fest. Auch ist noch nicht sicher, ab wann Konzerte wieder stattfinden dürfen. Zwar hat er z.B. für ein Muttertags-Konzert schon alles vorbereitet, ob dann aber die Pforten des Geisler-Theaters und anderer Spielstätten schon wieder geöffnet werden dürfen und ob das Publikum sich dann auch traut, kann niemand abschätzen. Das Konzert einfach auf Facebook zu veröffentlich kommt für ihn nicht infrage. „Mein Publikum ist bis auf wenige Ausnahmen weder bei Facebook noch auf Youtube unterwegs. Das ist auch so unpersönlich.“

Einiges lässt sich einfach nicht online transportieren. Es bleibt immer das Gefühl auf der Strecke. Seien es die kreischenden Fans bei Live-Auftritten oder die Spannung, kurz bevor der Vorhang aufgeht, der kurze Schnack mit den Akteuren (Meet and Greet) oder die Umarmung von Freunden zur Verabschiedung, bevor man in getrennte Richtungen nach Hause geht. All das fehlt in diesen Tagen. Aber das ist vorübergehend und darf uns nicht davon abhalten, andere und uns selbst vor einer Infektion mit dem Virus zu schützen.

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