Azubis gesucht - gute Karriereperspektiven mit einer Lehre
Angebot und Nachfrage
(Foto: Agentur für Arbeit)
Besetzungsprobleme für Betriebe nehmen zu. Die Zahl der gemeldeten Stellen lag um mehr als 1.400 über der Zahl der Ausbildungsplatzsuchenden und erreichte den höchsten Wert seit 30 Jahren. ein verspäteter Eintritt in die Ausbildung 2022 ist noch möglich.
Bewerbungen für 2023 sollten jetzt gestartet werden.

Auch 2021/2022 hat sich die Entwicklung hin zum Bewerbermarkt fortgesetzt. Die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen übersteigt das sechzehnte Jahr in Folge die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber deutlich.

„Trotz möglicher Unsicherheiten ist die Ausbildungsbereitschaft in unserer Region ungebrochen hoch. Betriebe suchen händeringend Fachkräfte und setzen weiterhin verstärkt auf eigenen Nachwuchs. Jungen Menschen mit Ausbildungsabschluss bieten sich sehr gute berufliche Perspektiven und Aufstiegsmöglichkeiten. In vielen Berufsbildern sind Themen wie Digitalisierung, Umwelt- und Klimaschutz bereits angekommen. Jugendliche können zum Beispiel als Anlagenmechaniker*in heute schon Zukunftssysteme wie Solaranlagen, Wärmepumpen oder Smart-Home-Systeme installieren oder im Hotel- und Gastgewerbe zu einem nachhaltigen, umweltschonenden und sozialverträglichen Tourismus in der Lübecker Bucht beitragen“, erläutert Markus Dusch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Lübeck.

„Obwohl das aktuelle Ausbildungsjahr schon längst gestartet ist, können Jugendliche auch jetzt noch mit einer Ausbildung beginnen. Junge Menschen, die flexibel und offen für Alternativen sind, haben bis Jahresende noch gute Chancen auf einen Ausbildungsvertrag. Den Stoff müssen die Auszubildenden für die verpassten Monate zwar nachholen, aber das lohnt sich, denn eine fundierte Ausbildung ist ein wichtiger Grundstein für die berufliche Zukunft“, ermutigt Dusch.

„Auch Schulabgängerinnen und Schulabgänger 2023 sollten jetzt schon starten. Viele gehen davon aus, dass es ausreicht, wenn sie sich mit dem Halbjahreszeugnis bewerben. Doch in einigen Ausbildungsberufen und dualen Studiengängen wird es längst Zeit, aktiv zu werden. Für die Ausbildungs- und Studiengänge bei der Arbeitsagentur muss man beispielsweise bis Ende November die Bewerbung einreichen. Für den Start 2023 liegen uns in Lübeck und Ostholstein bereits mehr als 2.300 Ausbildungsstellen vor. Die Berufsberatung unterstützt gerne bei der Berufswahl oder der Suche nach Alternativen“, bietet der Agenturleiter an.

Gespräche können Jugendliche unter der E‑Mail luebeck.berufsberatung@arbeitsagentur.de oder ostholstein.berufsberatung@arbeitsagentur.de vereinbaren.

Entwicklung im Agenturbezirk

Das Angebot an Ausbildungsstellen liegt das sechzehnte Jahr in Folge höher als die Zahl der bei der Berufsberatung gemeldeten Jugendlichen. Mit 1.413 mehr angebotenen Stellen als gemeldete Bewerbende wurde der höchste Abstand der letzten 30 Jahre erreicht. Der Arbeitsagentur Lübeck wurden im sogenannten Berufsberatungsjahr, das von Oktober 2021 bis September 2022 dauerte, 3.518 Ausbildungsstellen gemeldet. Das waren 43 oder 1,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. 2.105 Jugendliche haben die Berufsberatung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz eingeschaltet, 27 oder 1,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit standen rein rechnerisch jedem Jugendlichen 1,7 Ausbildungsstellen (Vorjahr 1,6) zur Verfügung. Am Ende des Beratungsjahres waren noch 188 Bewerber*innen auf der Suche und 746 Stellen nicht besetzt; rechnerisch waren das 4,0 Ausbildungsstellen je Jugendlichen.

Karriereperspektiven mit Lehre

In den nächsten Jahren gehen die Babyboomer-Jahrgänge in Rente und die Fachkräftebedarfe steigen. Betriebliche Ausbildung bietet oft gute Verdienstmöglichkeiten und hervorragende Karrierechancen. „Dennoch entscheiden sich viele Jugendliche für einen weiterführenden Schulbesuch. Sie bleiben damit in einem Umfeld, das sie kennen und streben einen höheren Schulabschluss an. Dabei kann man bereits mit einer erfolgreich abgeschlossenen Berufsausbildung einen höheren allgemeinbildenden Abschluss erreichen. Auch für Abiturienten bietet eine anspruchsvolle Ausbildung oder ein duales Studium gute Karriere- und Verdienstmöglichkeiten. Informieren Sie sich bei der Berufsberatung zu den Möglichkeiten, direkt beruflich durchzustarten“, rät Markus Dusch.
Alternativen für Ausbildungssuchende 2022

„Für die Jugendlichen, die noch keine Ausbildungsstelle gefunden haben, gehen die Vermittlungsbemühungen selbstverständlich weiter. Es lohnt sich für Ausbildungssuchende immer, einen Blick über den Tellerrand zu werfen. Zu jedem Ausbildungsberuf gibt es Alternativen, die unter Umständen gar nicht bekannt sind und gegebenenfalls mehr Chancen bieten. Neben der Vermittlung in Ausbildung werden gemeinsam mit den jungen Menschen auch Alternativen wie zum Beispiel Einstiegsqualifizierungen gesucht. Während des Langzeitpraktikums können sich die Jugendlichen beweisen und den Betrieb von ihren Stärken überzeugen“, so Dusch.

Angebote für Unternehmen

„Lassen Sie nicht in Ihrer Ausbildungsbereitschaft nach. Seien Sie als Unternehmen offen für alle Potenziale, damit keine Ausbildungsstelle unbesetzt bleibt. Unsere Erfahrung zeigt, dass Zeugnisnoten nicht alle Fähigkeiten der Jugendlichen wiederspiegeln. Geben Sie auch jungen Menschen mit Ecken und Kanten eine Chance. Die demografische Entwicklung lässt sich nicht zurückdrehen. Jede Fachkraft, die jetzt nicht ausgebildet wird, fehlt in naher Zukunft am Arbeitsmarkt. Wir haben vielfältige Möglichkeiten, Sie bei der Ausbildung vermeintlich schwächerer Nachwuchskräfte zu unterstützen. Sprechen Sie den Arbeitgeber-Service gern darauf an!“ bietet Dusch Unternehmen an.

Für Jugendliche mit Unterstützungsbedarf stehen zum Beispiel ausbildungsfördernde Maßnahmen wie „AsA - assistierte Ausbildung“ bereit. Auch die altbekannten und bewährten ausbildungsbegleitenden Hilfen finden sich im Instrumentenkasten von AsA wieder.

Daten für die Hansestadt Lübeck

Das Ausbildungsangebot und die Zahl der Ausbildungssuchenden stiegen in der Hansestadt an. Es wurden 1.986 Ausbildungsstellen zur Besetzung angeboten, 19 oder 1,0 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. 1.260 Bewerber*innen haben die Berufsberatung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz eingeschaltet, 15 oder 1,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Rein rechnerisch standen jedem Jugendlichen 1,6 Ausbildungsstellen zur Verfügung (Vorjahr 1,5). Am Ende des Beratungsjahres waren noch 118 Bewerber*innen auf der Suche und 394 Stellen nicht besetzt; rechnerisch 3,3 Ausbildungsstellen je Jugendlichen.

Daten für den Kreis Ostholstein

Im Kreis Ostholstein gab es nach einem spürbaren Rückgang an gemeldeten Stellen wieder einen Anstieg, während die Zahl der Ausbildungssuchenden weiter zurückging. Es wurden 1.532 Ausbildungsstellen zur Besetzung angeboten, 24 oder 1,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. 845 Bewerber*innen haben die Berufsberatung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz eingeschaltet, 42 oder 4,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Rein rechnerisch standen jedem Jugendlichen 1,8 Ausbildungsstellen zur Verfügung (Vorjahr 1,7). Am Ende des Beratungsjahres suchten noch 70 Bewerber*innen einen Ausbildungsplatz und 352 Stellen waren nicht besetzt; rechnerisch 5,0 Ausbildungsstellen je Jugendlichen.

Berufe

Rund ein Drittel aller Ausbildungsstellen wurden für Berufe in den Bereichen kaufmännische Dienstleistungen, Handel/Verkauf, Vertrieb sowie Tourismus/Hotel- und Gastgewerbe (1.119) angeboten. Ein weiterer Schwerpunkt lag in Berufen der Produktion und Fertigung (776). In den Berufskategorien Buchhaltung/Verwaltung wurden 420, Gesundheit/Soziales 317 und in Bauberufen 340 Ausbildungsplätze bereitgestellt.

Auch bei den Jugendlichen zeigte sich eine Präferenz für Dienstleistungsberufe (483) sowie Fertigungsberufe (460). Für das Berufsfeld Buchhaltung/Verwaltung interessierten sich 290, Gesundheit/Soziales 282 und für Bauberufe 204 Bewerber*innen.
(Foto: Agentur für Arbeit)
Top 10 der Berufswünsche

Nach wie vor konzentrieren sich 55,8 Prozent der 794 Bewerberinnen und 41,4 Prozent der 1.311 Bewerber auf zehn Berufe, die nahezu unverändert zum Vorjahr sind.

Bewerberinnen:

  • Medizinische Fachangestellte
  • Verkäuferin
  • Kauffrau – Büromanagement
  • Zahnmedizinische Fachangestellte
  • Kauffrau im Einzelhandel
  • Friseurin
  • Verwaltungsfachangestellte
  • Tiermedizinische Fachangestellte
  • Kosmetikerin
  • Immobilienkauffrau
Bewerber:

  • Kfz-Mechatroniker
  • Verkäufer
  • Kaufmann im Einzelhandel
  • Fachinformatiker – Anwendungsentwicklung
  • Kaufmann – Bürokommunikation
  • Fachlagerist
  • Maler/Lackierer
  • Tischler
  • Elektroniker – Energie-/Gebäudetechnik
  • Maurer
Struktur der Bewerbenden

Es haben sich mehr junge Männer (+0,4 Prozent) und weniger junge Frauen (-3,9 Prozent) bei der Berufsberatung für eine Ausbildungsstelle gemeldet als im Vorjahr. Der Anteil weiblicher Bewerbenden lag bei 37,7 Prozent (Vorjahr 38,7 Prozent) und bei den männlichen Bewerbenden bei 62,3 (Vorjahr 61,3) Prozent.

320 junge Menschen hatten eine ausländische Nationalität. Das waren 1 (+0,3 Prozent) mehr als im Vorjahr. Rund die Hälfte waren Personen mit einer Fluchtmigration. Ende des Berichtsjahres suchten 43 noch eine Ausbildung, 16 oder 27,1 Prozent weniger als letztes Jahr.

Der Anteil der gemeldeten Jugendlichen, die im Berichtsjahr die Schule verlassen haben, ist auf 44,7 Prozent gestiegen.

Entsprechend ist auch der Anteil von älteren Bewerber*innen auf 46 Prozent gefallen. 29,2 Prozent der Ausbildungssuchenden waren jünger als 18 Jahre und 24,8 Prozent waren 18 beziehungsweise 19 Jahre alt.

Die überwiegende Zahl der Jugendlichen, die sich bei der Berufsberatung meldeten, hatte einen Mittleren Schulabschluss (ehemals Realschule 38,0 Prozent) und einen Ersten allgemeinbildenden Schulabschluss (ehemals Hauptschule 35,4 Prozent). Eine Fachhochschul- oder Hochschulreife besaßen 18,3 Prozent.
Verbleib der Bewerbenden

42,1 Prozent der jungen Menschen, die mit Hilfe der Arbeitsagentur eine Ausbildungsstelle gesucht haben, mündeten in eine Berufsausbildung ein und weitere 1,2 Prozent sind in der bisherigen Ausbildung geblieben. Die anderen Jugendlichen haben mit einem Schulbesuch oder Studium (11,9 Prozent) sowie einer Fördermaßnahme (2,6 Prozent) begonnen oder haben eine Beschäftigung aufgenommen (9,1 Prozent). Während im letzten Jahr Corona-bedingt keine Jugendlichen mit einem Freiwilligendienst starteten, gab es dieses 25 Einmündungen.
Quelle: Agentur für Arbeit