Große Einsatzübung bei den Schwartauer Werken
Übung Schwartauer Werke
(Foto: Jörg Schiessler/Stodo.NEWS)
Was ist zu tun, wenn bei den Schwartauer Werken Ammoniak aus der neuen Kühlanlage austritt? So eine Havarie muss geübt werden. Kann man aber nicht oft machen. Am 29. April war es so weit.
Bad Schwartau
Ein angenommener Unfall mit Ammoniak sorgte am Samstag, den 29.04. für ein Großaufgebot von Feuerweheren und Rettungskräften im Werk 1 in der Lübecker Straße in Bad Schwartau.
Ein Massenanfall an Verletzten war die Folge
Seit mehr als drei Monaten wurde die Übung inklusive Evakuierung geplant und vorbereitet, sie war lange überfällig.

"Die Schwartauer Werke nutzen Ammoniak als Kältemittel an der Kühlanlage für die Verarbeitung der Früchte. Diese Anlage wurde 2019 neu gebaut und entspricht den modernsten Sicherheitsstandards" schreiben die Werke in ihrer Pressemeldung.
Die Anlage wird dauerhaft automatisch überwacht, sodass bei einem Austritt unmittelbar Alarm ausgelöst wird. Aufgrund des Neubaus der Ammoniak-Kälteanlage ist das Unternehmen durch das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume dazu verpflichtet, eine jährliche Notfallübung durchzuführen. Bedingt durch die Corona-Pandemie konnte die Durchführung in den letzten Jahren allerdings nicht stattfinden.
Was ist Ammoniak
Ammoniak ist ein stechend riechendes, giftiges Gas. Ammoniakdämpfe sind für den Menschen sehr gefährlich! Ammoniak wirkt auf feuchte Körperoberflächen ätzend. Die Schleimhäute der Atemwege und der Augen werden von dem Gas angegriffen. Schon geringe Konzentrationen von Ammoniak können innerhalb einer Stunde sogar tödlich wirken
Der Ammoniak-Austritt wurde durch eine Nebelmaschine über dem Werksgelände simuliert, was leider nicht so richtig klappte, aber trotzdem allen Einsatzkräften im Einsatzstichwort kommuniziert wurde und somit auch bekannt war. In der Vorbereitung der Übung wurden extra mehrere Statisten aus der Belgschaft geschminkt und laut Drehbuch auf dem Werksgelände aufwendig verteilt und durch die Einsatzleitung genaustens instruiert, ob sie ansprechbar sind oder nicht, damit das Szenario für die Übenden auch einen realistischen Charakter bekommt.

Übung Schwartauer Werke. Dieser geschminkter Statist ist fertig mit seinem Szenario

(Foto: Jörg Schiessler/Stodo.NEWS)
Die Übung geschah unter den kritischen Augen von Bürgemeisterin Dr. Katrin Engeln, Alice Knöpke (Corporate Communications Manager), Dr. Henrik Wienholdt (Head of Manufacturing / Produktionsleitung) sowie weiteren Verantwortlichen aus der Untermenhmenleitung und auch der Politik von Bad Schwartau. Die Bürgermeisterin nutzte auch sogleicht die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Wie: "Was passiert denn mit dem Ammoniak, wenn wir mal ein Blackout haben, gibt es dafür Vorkehrungen, braucht das Ammoniak eine aktive Kühlung und können die Schwartauer Werke das den managen?" Die Unternehmenssprecherin Alice Knöpke konnte sie beruhigen: "Ja, die Vorkehrungen sind natürlich getroffen und es braucht keine aktive Kühlung für das Ammoniak, es kann eigentlich nichts austreten, solange es auch keinen Defekt gibt, aber den üben wir ja gerade, um uns bestmöglich vorzubereiten."

Bürgemeisterin Dr. Katrin Engeln und Alice Knöpke (Corporate Communications Manager Schwartauer Werke)

(Foto: Jörg Schiessler/Stodo.News)
Das Szenario, welches auch mit Unterstützung von Mikail Capar, Gemeindewehrführer aus Bad Schwartau, erarbeitet wurde, sah viele Details vor, die so nur zum Teil abgearbeitet werden konnten.
Gefahrguteinsätze sind immer etwas ganz Besonderes, zum einen sind sie sehr, sehr Aufwendig und ungemein intensiv in benötigtem Personal und Ausrüstung.
Mikail Capar Gemeindewehrführer Bad Schwartau

Mikail Capar Gemeindewehrführer Bad Schwartau

(Foto: Jörg Schiessler/Stodo.NEWS)
Zur Einsatzübung gehörte selbstverständlich auch besagte Statisten, die erstmal überhaupt gefunden und dann anschließend auch gerettet oder - im schlimmsten aller anzunehmenden Fällen - möglicherweise auch geborgen werden mussten. Was im Fall der Übung eine richtige Herrausforderung wurde für die Feuerwehren, denn leicht machten die Verantwortlichen es ihnen nicht.

Sehr kreativ zeigten sich zwei Kameraden, die bei der Rettung eines Statisten das einsetzten, was sie vorfanden, ganz nach Lehrbuch: Zack: Eine Palette geschnappt, und drauf mit dem Verletzten und nichts wie weg....

Ein Verletzter wird zum Rettungsdienst gebracht.

(Foto: Jörg Schiessler/Stodo.NEWS)

Rettung mittels Schleifkorbtrage

(Foto: Jörg Schiessler/Stodo.NEWS)
Dabei gingen beiden Einsatzkräften nicht nur die Kraft, sondern fast auch die Luft aus. Die Sicherheitseinrichtung der Atemschutzgeräte, die bei einem Restdruck von unter 50 Bar sofort Alarm gibt, hatte schon vor einer Weile ausgelöst und die beiden Stockelsdorfer kamen quasi fast "trocken" beim Rettungsdienst an, um ihren Patienten zu übergeben. Die enorme körperliche Anstrengung, da es auch noch bergauf ging, war ihnen anschließend ins Gesicht geschrieben 
(Foto: Jörg Schiessler/Stodo.NEWS)
Eingeweihten und einigen Einsatzkräften fiel zwar auf, dass nicht alles wie gewünscht ablief, aber dafür sind Übungen da. Und selbstverständlich wird alles noch mal in Nachbesprechungen beleuchtet. 

Selten hat man die Gelegenheit für so eine große Evakuierungsübung, die gleichzeitig mit einer Löschzug Gefahrgut (LZG) Zugübung kombiniert werden kann. Da braucht mal viel Manpower. 

Demzufolge waren im Einsatz: Freiwillige Feuerwehr (FF) Bad Schwartau-Rensefeld, die FF Groß Parin, die FF Stockelsdorf (Übungsleitstelle) sowie die FF Ahrensbök und FF Stockelsdorf als LZG-Süd Einheit des Kreises Ostholstein  sowie diverse DRK und Rettungsdiensteinheiten, wie zum Beispiel das SEG-Süd Ostholstein.
Große Bildgalerie von der Übung
Jörg Schiessler