Meinung
FFF in Lübeck - 6. globaler Klimastreik

FFF Demo Lübeck 25.09.2020

(Foto: Jörg Schiessler/Stodo.NEWS)
Eines vorweg: Die Demo in Lübeck war gut organisiert, gut besucht und sogar auf Abstände wurde geachtet. Viele Menschen gehen aus einem ernstzunehmenden Grund auf die Straße und machen auf ihr Anleigen aufmerksam oder ihrer Wut Luft, ohne andere zu gefährden. Das ist durchaus positiv zu bewerten.
Viele sind auch sehr ernsthaftig dabei und sind konsequent in Ernährung und Verbrauch, kommen mit ihren Lastenfahrrädern gut durch´s Leben und nehmen Unbequemlichkeit und lange Wege in Kauf, um z.B. unverpackt und lokal einzukaufen. Damit habt Ihr Euch in meinen Augen das Recht, für strengere Maßnahmen und mehr Klimagerechtigkeit zu demonstrieren, absolut verdient.

Wer mich bei diesen Klima-Demos stört, sind die Jugendlichen, die hinterher von Mutti mit dem SUV abgeholt werden oder diejenigen, die sich nach oder während der Demo schnell noch im nahegelegenen Supermarkt 'ne Wurst aus der Massentierhaltung holen. Klar fahren die Eltern nicht bis in die Innenstadt, sondern stehen versteckt hinter´m Bahnhof.  Hinterher muss noch eingekauft werden, vorzugsweise bei den Discountern, wo das Obst und Gemüse schön stapelfertig in Umverpackungen aus Plastik steht. Ist ja so am praktischsten. 

Es mag durchaus sein, dass das Kind das gar nicht möchte und die Eltern einfach so zu ihrer eigenen Bequemlichkeit den Willen ihres Kindes ignorieren, kann aber auch sein, dass der Sprößling sich einfach keine Gedanken drum macht und einfach nur mitmarschiert ist, weil´s gerade cool ist. Solange aber nicht jeder, der mitmarschiert, seine Gewohnheiten ändert hin zu weniger Online-Bestellungen, weniger Fleischkonsum, weniger Plastikverbrauch usw. ist das wieder nur ein Lippenbekenntnis. Aber vielleicht klappt es ja auch so: Je mehr Leute mitmarschieren, desto größer die Demo und desto größer - vielleicht - der Druck auf die Politik.

Aber Leute, beruft Euch doch nicht immer auf die Politik! Beginnt bei Euch selber. Nicht „Die Politik muss …“. Nein, jeder kann selber etwas tun. Es gibt bereits die Möglichkeit, seinen Verpackungsmüll beim Einkauf zu reduzieren, nicht nur in „Unverpackt“-Läden, sondern auch in ganz normalen Supermärkten. Man muss sich nicht jede Saison 5 neue Hosen kaufen. Meistens tun es die aus dem letzten Jahr auch noch. Man muss auch nicht jeden Klebestift irgendwo bestellen, damit der dann per Auto geliefert wird. Warum produzieren denn Automobilkonzerne überhaupt noch Benzinschleudern? Weil sie gekauft werden. Würden sie darauf sitzen bleiben, würden sie schnell merken, dass sie umdenken müssen.

Ich habe jedoch das Gefühl, da kann man sich den Mund fusselig reden - es bewirkt nichts. Durch die Demos wird niemand Neues überzeugt. Wer nicht vorher schon umsichtig war, wird durch Demos nicht bekehrt werden und trotzdem zum Spaß mit seinem Moped durch die Gegend fahren. Den Kindern wird sogar schon beigebracht zu mogeln. Schulen führen im guten Glauben Punktesysteme für vorbildliches Klimaverhalten ein. Schulkinder, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule kommen, bekommen mehr Punkte, als wenn sie mit dem Eltern-Taxi gefahren werden. Was mache die Eltern? Lassen ihre Kinder nun etwas weiter vor der Schule aussteigen, um sie die restlichen 300 Meter zu Fuß gehen zu lassen.

Ist das im Sinne der Engagierten? Durch diese Inkonsequenz wird jegliche Bemühung unglaubwürdig gemacht.
Alexandra Kühl