Schnelles Internet
88 % der Eckhorster haben anscheinend kein Interesse am Glasfaserausbau
Glasfaser Kabel
(Foto: Joerg Schiessler)
Datennetze sind die Autobahnen der Zukunft. | Was ist anders in Eckhorst?
Die Zahlen des Vermarkters, der Stadtwerke Lübeck, sind eindeutig: Neun von zehn Dorfschaften um Stockelsdorf haben die 55 % Hürde geknackt, aber 88 % der Eckhorster wollen kein modernes Glasfasernetz.
Eckhorst 12%
(Foto: SWHL)

Unterschieden wird zwischen schwarz und weiß. (Ganz einfach)

Weiß bedeutet: Die Mehrheit (75%) der Anwohner haben keinen Zugriff auf ein schnelles Internet > 50 Mbit.
Schwarz bedeutet: Die Anbieter werden aufgefordert, ihren Ausbaustatus zu melden und die Summe der gemeldeten Anbieter und deren Anschlüsse in diesem Ausbaugebiet ergibt eine mögliche Anschlußquote von über 75% mit einer Bandbreite von mindestens 50 MBit.
Für unsere Gemeinde waren: Stockelsdorf, Curau und Eckhorst vom Breitbandkompetenzzentrum SH als schwarz eingestuft.
Was heißt: privatwirtschaftliche Unternehmen teilen sich den Markt auf, es gibt somit keinen Bedarf und keine Möglichkeit mit Steuergeldern oder Fördermitteln den Ausbau zu unterstützen. Ein mit öffentlichen Mittelen finanzierter Eingriff in einen privatwirtschaftlichen Markt (überbauen) ist wettbewerbsrechtlich nicht zulässig.
Was letztendlich beim Endkunden für eine Geschwindigkeit ankommt, liegt am Vertrag und am Anbieter.
Gleichzeitig mit Eckhorst wurde Curau, das fest in der Hand des Magenta-Riesen ist (war) - dort gibt es sogar ein eigenes Gebäude mit einem zentralen Knotenpunkt und VDSL Verteiler - durch die Stadtwerke in die aktive Ausbaupläne mit aufgenommen (also tief schwarz, kein Bedarf und trotzdem vermarktet).
57% der Curauer Haushalte haben sich für einen Anschluß ihres Hauses an das Glasfasernetzt via FTTH (Fibre-to-the Home) entschieden und wechseln somit ihren Anbieter.
Glasfaserausbau in Curau (FTTH)
(Foto: Joerg Schiessler)
Curau ist aber ebenso „schwarz“ wie Eckhorst mit einem Unterschied: In Eckhorst stehen mehrere Anbieter zur Auswahl. Dort ist neben dem Magenta-Riesen auch noch ein Kabelanschluß zu haben, der ja neben Fernsehen auch noch durch mindestens einen Mobilfunkanbieter vermarktet wird.
Das jedoch die Anzahl der Anbieter den Unterschied ausmachen soll, kann man nur schwer glauben, bieten alle Anbieter doch auf der letzten Meile nur Kupfer-Technologie an. Unterscheiden sich also nicht wirklich von Curau.
Aber was ist es dann? Die demografische Struktur? Leben mehr ältere Menschen, die einen Glasfaseranschluss für unnütz halten, in Eckhorst?
Hier aktuelle statistische Zahlen über die Gemeinde und die Dorfschaften.
Prozentualer Anteil der Bevölkerung im Alter von:
ORT: Durchschnittsalter < 25 J.| 25-60 J. | > 60 JahreCurau: 22% | 51,6% | 26,4%Dissau: 26,2% | 48,6% | 25,2%Eckhorst: 23% | 49,6% | 27,4%Stockelsdorf: 22,8% | 46,9% | 30,3%(ohne Dorfschaften)
Da gibt es ein ganz klares NEIN. Die Alterstrukturen zwischen den Dorfschaften und Stodo sind zwar geringfügig unterschiedlich, aber nicht so unterschiedlich, dass es eine Begründung dafür wäre, dass es in der Anschlußqoute den Unterschied von ca. 45% ausmachen würde. In Eckhorst ist das Durschnittsalter der Einwohner sogar geringer als im Kernort.
Spekulieren kann man über mehrere Ursachen: Die Einwohner von Eckhorst sind besonders treu zu ihrem derzeitigen Anbieter oder Angestellte von Anbietern wohnen in Eckhorst und kennen genügend fachliche Argumente gegen einen Ausbau.
Oder Eckhorster sind besonders preisbewußt und favorisieren das jahrelange Motto eines großen Elektonik-Marktes.
Oder Eckhorster sind ganz einfach genügsam und haben keinen Bedarf an mehr und können sich gut vorstellen, dass sich das zukünftige Datennetzt von alleine entwickelt.
Fakt ist jedenfalls, ein Glasfasernetz wurde bereits, priwatwirtschaftlich finanziert, vom Bohnrader Weg Richtung Eckhorst verlegt und schlummert auf seine Wiederentdeckung oder seinen Einsatz.
Glasfaserkabel vom Bohnrader Weg Richtung Eckhorst 08.04.2017
(Foto: Joerg Schiessler)
Aber was heißt das für den Kernort Stockelsdorf, der ja wie oben beschrieben ebenfalls den gleichen Ausbaustatus wie Eckhorst hat? Tief „schwarz“ mit vielen Anbietern und vielen Lücken.
Es gibt Stockelsdorfer, die mit „Ach und Krach“ gerade ihre 16 MBit schaffen und es gibt Stockelsdorfer die 100 Mbit und mehr via Vectoring, Kabel oder Ethernt genießen können.
Glasfaserausbau hat immer was mit Wirtschaftlichkeit, Vermarktungszahlen und Anschlußquote zu tun, wenn die Qote der Wirtschaftlichkeit nicht erreicht ist, dann bleibt es wie es ist.
Wenn irgendwann Stockelsdorf vermarktet wird, kann es zum selben Problem wie in Eckhorst kommen, zu wenige sind bereit zu wechseln und es wird nicht ausgebaut.
Wenn denn dann doch eine 55 oder 60 % Quote für Stockelsdorf erreicht wird und mit Glasfaserausbau begonnen wird, dann fallen die Einwohner von Eckhorst wohl unter die magische 5% Hürde, die es nicht mehr lohnt anzugreifen und die auch keinen Anbieter mehr interessiert.
Denn das langfristige Ziel sind immer nur 85-90% ,denn eine 100%ige Anschlußquote sind nicht nur nicht gefordert sondern auch für den Anbieter unwirtschaftlich.
Die Vermarktung von Glasfaseranschlüssen in Eckhorst wurde verlängert.
Wenn wie in Curau eine Quote von mind. 55% erreicht ist, dann geht es los.
Uns werden immer wieder Beschwerden von Anwohnern aus Wohngebieten auch aus Stockelsdorf zugetragen, die sich einfach vergessen fühlen, weil dort nichts passiert und die Anbieter nicht reagieren und keiner etwas macht.
Soll doch die Verwaltung oder die Politik mal endlich tätig werden! Aber die Politik und Verwaltung kann in ausgewiesenen schwarzen Flecken nicht tätig werden. Dort haben es, so wie in Eckhorst, die Bürger selber in der Hand. Und wenn nur 12% einen Umstieg auf Glasfaser wollen, dann wäre es an der Zeit zu versuchen, seine Mitbürger mitzunehmen und GEMEINSAM dieses Großprojekt einer Vermarktungsquote in die Hand zu nehmen.
Joerg Schiessler